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Planetare Grenzen

Danke für die verschiedenen Reaktionen zum vorigen Text! Die meisten waren erfreulicherweise durchaus zustimmend, allerdings haben sie gemeint, das wüsste man ja eh alles. Und das hab ich ja in dem Text auch angesprochen, dass wir das vor 20 Jahren alles wussten, aber offensichtlich irgendwo unterwegs verloren haben. Denn in den Medien und öffentlichen Diskussionen liegt der Schwerpunkt ja tatsächlich nur auf dem CO2 und wie wir das aus der Luft bekommen.

Einige haben auch gemeint, ich wolle die Letzte Generation damit kritisieren. Und einen hilfreichen Hinweis habe ich bekommen, was den Grund betrifft, warum zu einem gewissen Zeitpunkt auch alle zivilgesellschaftlichen Initiativen sich aufs Klima fokussiert haben: die Idee war, dass man effektiver wird und in der Öffentlichkeit besser wahrgenommen, wenn man nur mehr ein Thema bearbeitet anstatt eine Vielzahl. Diese Rechnung ist ja, scheint es, aufgegangen. Allerdings birgt das die Gefahr, dass die anderen Themen aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwinden und außerdem lässt sich halt ein Thema leichter vereinnahmen als viele – und das ist, denke ich, auch passiert.

Und schließlich gab es die Kritik, dass einige meiner Aussagen den „Klimawandelleugnern“ ähneln und ihnen deshalb in die Hände spielen. Dazu erst einmal soviel: Ich habe ja auch schon im letzten Blogeintrag betont, dass ich überzeugt bin, dass wir uns bereits mitten in der Katastrophe befinden, nur dass ich sie nicht als Klimakatastrophe bezeichnen würde, sondern als ökologische Katastrophe; und dass diese Katastrophe zumindest zu einem großen Teil menschengemacht ist, wir haben das ganze Ökosystem geschädigt und nicht nur zu viel CO2 in die Luft geblasen. Mehr dann noch an der passenden Stelle weiter unten.

Also,

  1. Ich will keine Menschen kritisieren oder gar diffamieren, die sich für eine bessere Welt einsetzen, wir brauchen alle, die das tun. Und wenn sie dafür kriminalisiert werden, gilt ihnen meine volle Solidarität.
  2. Möchte ich noch kurz etwas über das Naturverständnis und unser Naturverhältnis sagen, an dem ich mich orientiere und das im letzten Beitrag keinen Platz gehabt hat, aber für das Verständnis wichtig ist.
  3. Mir geht es darum, die negativen Konsequenzen klar zu machen, die dieser Fokus auf CO2 und – meist – verbunden mit technischen Lösungen haben kann, ohne dass ich den Klimaaktivist*innen unterstelle, dass sie ebenfalls solche Lösungen anstreben.
  4. Mit der Verengung des Blickes auf CO2 entgehen uns aber auch viele Handlungsmöglichkeiten und damit Möglichkeiten, verschiedene Menschen anzusprechen und die möchte ich auch aufzeigen.

Und weil ich auch dahingehend angesprochen wurde: Links in dem Text verweisen auf andere Artikel zu dem Thema oder auf Belege oder genauere Erklärungen für die angesprochenen Aspekte, sie haben in etwa die Funktion von Fußnoten.

In diesem Beitrag versuche ich, die Argumente vom letzten Mal besser zu strukturieren und auf die verschiedenen Reaktionen Antwort zu geben, zum Teil werden dabei Beispiele vom letzten Beitrag wiederholt, aber hoffentlich besser im Zusammenhang verständlich.

Natur als lebendiges System

Natur ist keine auch noch so komplizierte Maschine, bei der man durch das Verständnis der Einzelteile zu einem Verständnis des gesamten Systems gelangt. Die gesamte belebte und unbelebte Welt, wir eingeschlossen, ist ein großes, unermesslich komplexes System, dass sich in einem in jedem Augenblick neu austariertem Gleichgewicht befindet und über das wir noch sehr wenig wissen. Das Leben auf der Erde als Ganzes ist in der Lage, seine eigenen Lebensbedingungen immer wieder zu reproduzieren und dieses Gleichgewicht laufend neu auszubalancieren – wenn man es lässt. Auch mit Klimaveränderungen könnte dieses System vermutlich umgehen, aber nur, wenn das Gesamtsystem nicht laufend und in rasender Geschwindigkeit zerstört würde. Diese Fähigkeit des Systems ein Gleichgewicht zu bewahren, das allen Lebewesen zuträglich ist, wurde in den letzten 200 Jahren aufs Spiel gesetzt. Es wurden Lebensräume beschränkt, Wälder abgeholzt, Flüsse aufgestaut, Feuchtgebiete trocken gelegt und das alles zusammen führt zur ökologischen Katastrophe, in der wir uns befinden.

Der Versuch, einen einzigen Wert, wie die CO2-Menge in der Luft, zu beeinflussen und damit die Klimaerwärmung einzudämmen, muss in einem so komplexen System scheitern, weil gar nicht alle Wechselwirkungen vorhergesehen werden können. Aber mehr noch, selbst wenn es uns gelingen würde, dadurch würde das Wasser nicht wieder kommen, und nicht die fruchtbaren Böden, auch dem Artensterben könnten wir dadurch nicht Einhalt gebieten.

Deshalb ist es so wichtig, alle planetaren Grenzen im Blick zu haben, weil sie sich gegenseitig beeinflussen, in sich – positiv oder negativ – selbst verstärkenden Kreisläufen. Darum hier noch einmal das Bild:

 

Was der Fokus aufs CO2 verstellt

CO2 und andere Gase wie Methan, die hauptsächlich durch Verbrennung fossiler Brennstoffe, aber auch durch andere menschliche Aktivitäten in die Atmosphäre gelangen, wirken als Treibhausgase, das ist allgemein bekannt. Sie verhindern, dass Wärme von der Erde abgestrahlt werden kann. Aber das CO2 ist nicht ursächlich schuld an Dürren oder Überschwemmungen und auch nicht an der Erwärmung selbst. Durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe entsteht nicht nur CO2, sondern auch jede Menge Wärme. Diese entsteht auch durch andere technische Anlagen, aber auch durch Abholzung von Wäldern, durch Trockenlegunng von Feuchtgebieten, durch Bodenversiegelung, das sind die Dinge, die im Punkt Landnutzung in obigem Diagramm enthalten sind. Wir heizen also die Erde auf verschiedene Art und Weise auf, Treibhausgase verhindern dann die Abstrahlung dieser Wärme. Wenn wir „nur“ das CO2 reduzieren, machen wir sozusagen den Deckel durchlässiger, reduzieren aber nicht die Wärme im Topf.

Soweit ich es überblicken kann wurde in allen Gebieten, die derzeit in Europa von extremer Dürre betroffen sind, bereits seit vielen Jahren vor zu viel Grundwasserentnahme gewarnt, meist für Landwirtschaft aber auch für Industrieanlagen. Das betrifft Brandenburg, Burgenland – Neusiedlersee, den Süden von Spanien, Sizilien ist nahzu ganz entwaldet. All das hat nicht das CO2 gemacht, sondern ist das Ergebnis einer jahrzehnte langen Überschreitung einer anderen Grenze – der des Süßwasserhaushalts. Das CO2 hat vermutlich den Prozess in den letzten Jahren beschleunigt, das könnte auch ein Grund dafür sein, dass vieles in den letzten Jahren selbst für Forscher*innen, die sich seit vielen Jahren damit beschäftigen, überraschend schnell gekommen ist, das ist die gegenseitige negative Verstärkung, von der ich gesprochen habe.

Abholzung von Wäldern, Trockenlegung von Feuchtgebieten, Flussregulierungen und Zerstörung der Humusschicht führen dazu, dass der Boden nur mehr wenig Wasser aufnehmen kann, was nicht nur zu Dürren, sondern auch zu Überschwemmungen führt, wenn bei heftigen Niederschlägen das Wasser zu schnell abfließt.

Dann ist da noch die Biodiversität, die unter all diesen Änderungen der Landnutzung auch massiv leidet, aber die Voraussetzung für die Fähigkeit der Natur ist, die Lebensbedingungen immer wieder zu reproduzieren. Der massive Verlust der Biodiversität könnte also ein weiterer Aspekt sein, der zur rasanten Verschärfung der Lage beiträgt. Und da fragt sogar der von mir sehr geschätzte Riffreporter, ob es denn möglich ist, die Biodiversität und das Klima gleichzeitig zu schützen! Ja, was denn sonst! Es ist nur möglich, beides gleichzeitig zu schützen und den Wasser- und Stickstoffkreislauf und die Meere noch dazu – durch den Systemwandel nämlich. Diese einzelnen Aspekte können nicht alle einzeln behandelt werden, ohne mehr Schaden als Nutzen anzurichten. Und dieses Zusammenwirken wird übersehen, wenn wir nur CO2 messen und Rechenexempel damit anstellen, damit wir auf „Nettonull“ kommen.

Die Aussage, dass es nicht das CO2 ist, das die Dürren und Überschwemmungen macht und auch nicht allein für die Erderwärmung verantwortlich ist, sind es, die mir die Kritik eintragen, ich würde die Argumente der Klimawandelleugner stärken. Wer bis hierher gelesen hat, hat hoffentlich verstanden, dass das nicht so ist. Denn diejenigen, die das wirklich tun – meist im Auftrag und mit Bezahlung von Ölkonzernen – sind ja der Meinung, dass es gar keinen Handlungsbedarf gibt, weil entweder ohnehin alles im grünen Bereich ist, oder zumindest die Klimaerwärmung nichts mit unserer Wirtschaftsweise zu zun hat und wir weitermachen können wie bisher. Das liegt mir fern, ich glaube einfach, dass es notwendig ist, diese Zusammenhänge aufzuzeigen, wenn wir Lösungen finden wollen, falls jemand nur einen Satz aufschnappt und daraus das Urteil „Klimawandelleugner“ fällt, so kann ich damit leben.

Kurz noch einmal zusammengefasst: wir heizen die Erde auf, entziehen ihr zu viel Wasser, reduzieren die Biodiversität und zum Schluss verhindern wir noch durch die Treibhausgase, dass diese Wärme ins Weltall abstrahlen könnte. Das Zusammenwirken aller Faktoren führt zu extremer Hitze, zu Extremwettersituationen, zu Dürren, zu Überschwemmungen, aber längerfristig auch zu Ernährungsunsicherheit und einer Zunahme erwungener Migration. Und das alles betrifft global gesehen ärmere Menschen mehr als reiche. Wir haben also eine komplexe, ökosoziale Krise.

Was nun?

Wenn man den Politiker*innen und den Medien glaubt – und leider eben auch oft den Forderungen von Klimabewegungen – dann geht es darum, die CO2-Emissionen auf Null zurückzufahren und möglichst viel CO2 auch der Atmosphäre wieder zu entziehen. Die Klimapolitik erschöpft sich seither in Zielformulierungen, die bisher nicht eingehalten werden konnten und in Hoffnungen auf neue Technologien, die weniger CO2 erzeugen oder dieses aus der Luft filtern um es dann irgendwo zu lagern. Dazu kommen moralische Apelle an Individuen, weniger Auto zu fahren, nicht zu fliegen usw. Die Wirksamkeit solcher gut gemeinten Dinge angesichts der CO2-Menge, die nur ein Tag Krieg bewirkt, die die Ölkonzerne und die Rüstungsindustrie erzeugen, scheint mir eher ein Tropfen auf den heißen Stein zu sein. Aber das sieht ja auch die Klimabewegung so, sie fordert, Investitionen in fossile Energie zu stoppen und keine neuen Öl- und Gasfelder mehr zu erschließen. Das sind wichtige und richtige Forderungen, nicht nur wegen des CO2. Wie schon gesagt, diese Aktivitäten erwärmen auch die Atmosphäre weiter, sie richten große Umweltschäden an und sind schädlich für die Gesundheit der Menschen, die in den Regionen wohnen. Ich kann diese Forderungen voll und ganz unterstützen, aber sie decken eben nur einen Teil der wichtigen Forderungen ab.

Kritisch hingegen sehe ich die gehypten technischen Lösungen. Unternehmen und Startups überbieten sich mit angeblich innovativen Technologien, die uns retten werden. Die Methoden CO2 oder Methan aus der Luft zu filtern, sind bisher über das Versuchsstadium nicht hinausgekommen – im übrigen gibt es die Technologie schon, man muss sie nicht neu erfinden, sie heißt Photosynthese – und die Endlagerung unter der Erde oder auf dem Meeresboden ist auch eine zweifelhafte Lösung, die das Problem wieder auf spätere Generationen verschiebt, wie mit dem Atommüll. Aus den Augen, aus dem Sinn …

Bedrohlicher finde ich aber jene Startups, die mit Methoden des Geoengineering experimentieren, die Silberoxid in die Luft sprühen, oder Eisenoxid ins Meer ausbringen. Ersteres soll die Sonneneinstrahlung reduzieren, zweiteres das Algenwachstum fördern, diese wieder sollen CO2 oder Methan aus der Luft filtern. All diese Dinge sind ein weiterer und irreversibler Eingriff in ein ohnehin schon schwer gestörtes System. Eine gute und kritische Übersicht gibt es hier auf heise.de . Der letzte Schrei ist Tiefseebergbau. Mineralien und Metalle, die für die „nachhaltigen Technologien“ gebraucht werden, sind auf dem Meeresboden in großer Menge und relativ leicht verfügbar vorhanden. Mit riesigen staubsaugerähnlichen Geräten werden sie heraufgeholt – und mit ihnen die ganze Tiefseefauna, von der wir noch sehr wenig wissen. Dieses Video zeigt die Probleme und die Argumentation: wenn wir nachhaltig Technologien wollen, müssen wir das tun – Umweltzerstörung für Nachhaltigkeit? Das ist meiner Meinung nach ein falscher Nachhaltigkeitsbegriff, passiert aber öfter: Riesenstaudämme, die den Unterlauf von Flüssen und damit ganze Regionen austrocknen lassen (Euphrat und Tigris zum Beispiel, wobei in dieser Überschrift wieder er Eindruck erweckt wird, als wäre der Klimawandel „schuld“), aber „klimaneutralen“ Strom erzeugen – tun sie natürlich nicht, weil sie eben – siehe oben – zwar kein CO2 erzeugen, aber durch die Austrocknung ganzer Landstriche zur Erwärmung beitragen.

Immer wieder geht es darum, das Ökosystem weiter zu schädigen, um das CO2 in der Luft zu reduzieren. Das nehme ich vermehrt war und das ist es, was mich zutiefst beunruhigt, weil dadurch alles noch schlimmer wird. Ehrlich gesagt finde ich das schlimmer als das CO2, aber darüber will ich bewusst nicht streiten, alle diese „Grenzüberschreitungen“ sind schlimm genug und wir sollten hier kein Ranking vornehmen, schließlich wirken sie ja alle zusammen. Das ist auch der Grund, warum es mir so wichtig ist, die systemischen Zusammenhänge zu betrachten, denn dann könnte das nicht passieren.

Die Erde kühlen, die Menschen ernähren und das CO2 reduzieren

Soviel zu den Problem einer reduzierten Wahrnehmung. Aber – und deshalb haben mich ja die erwähnten Bücher* so angesprochen – ein Blick auf alle Faktoren erweitert auch die Handlungsmöglichkeiten und hier erfolgt die gegenseitige Verstärkung in die positive Richtung.

Die Wiederaufforstung von Wäldern – oder zumindest erst einmal ein sofortiger Abholzungsstopp – die Renaturierung von Flüssen und Feuchtgebieten, der Aufbau von Humus kühlt die Atmosphäre, weil Wälder und Wasserflächen Wasser vedunsten, reduziert die Gefahr von Hochwasser und Dürren, sichert langfristig die Ernährung und kann Fluchtursachen reduzieren – und ist gleichzeitig ein CO2-Speicher, trägt also auch zur Reduktion des CO2-Gehalts in der Atmosphäre bei.

Ich finde das auch viel motivierender und es könnte, denke ich, viel mehr Menschen ansprechen als „nur“ der Apell, seinen CO2-Ausstoß zu senken, damit lockt man inzwischen niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Niemand sieht CO2, niemand leidet unter CO2, die Menschen leiden unter Hitze, unter Dürren und Ernteausfällen, unter Überschwemmungen und Waldbränden und genau diese Bedrohungen könnte man mit solchen Maßnahmen relativ schnell und deutlich wahrnehmbar reduzieren. Menschen engagieren sich recht schnell, wenn „ihr“ Wald abgeholzt, „ihr“ Fluss verbaut oder in ihrer Region eine Autobahn gebaut wird. Oft ist ihnen dann gar nicht bewusst, dass sie damit auch etwas gegen das CO2 in der Atmosphäre machen, sie wollen in erster Linie ihr Lebensumfeld retten und das ist auch legitim.

Es gibt viele Beispiele, wo in Ländern des globalen Südens durch Permakultur oder Agrarökologie Schäden wieder rückgängig gemacht wurden und die Lebensbedingungen der Menschen sogar gegenüber vorher verbessert wurden. Aufforstungen, Humusaufbau, Pflanzenfolge, Waldgärten und Ähnliches bringen Flüsse und Quellen wieder zum Fließen, bewirken deutliche Abkühlung gegenüber der Umgebung und sichern die Ernährung von Menschen, die sich schon damit abgefunden hatten, dass sie früher oder später ihr Land würden verlassen müssen. Ein Beispiel dafür wird hier beschrieben, ein anderes hier.

Aber auch in Städten in Europa gibt es positive Beispiele, wie ganz konkret Temperaturen gesenkt weden konnten und auch das Überschwemmungsrisiko reduziert. Schwammstädte sind ein Beispiel dafür (Hier gibt es Projekte aus Österreich, in Bochum zum Beispiel ist das alles schon recht weit gediehen), umfassende Begrünung ein anderes. Beispielhaft Paris, hier ein schönes Beispiel aus München, wie Menschen motiviert werden selbst Hand anzulegen. Sehr häufig läuft so etwas unter „Klimawandelanpassung“, das ist es sicher auch, aber es sind eben auch effektive Maßnahmen gegen die Klimaerwärmung und zur Reduzierung des CO2.

Ein weiteres solches Projekt, das mehrere positive Auswirkungen vereint ist das Anpflanzen von Seegras, hier im Baltischen Meer. Es kann CO2 aufnehmen, bietet aber auch Lebensraum, fördert also die Biodiversität und verhindert die Erosion von Küsten – und auch das passiert mit Beteiligung von Bürger*innen.

Eine Initiative, die mir sehr gut gefällt und wissenschaftlich begleitet wird, ist die „4 per 1000“ Initiative. Mit nur 4 Promille mehr Humus könnte der CO2-Gehalt der Atmosphäre signifikant gesenkt werden – und überall kann man damit anfangen. Gute Erklärungen inklusive Video gibt es auf der Webseite.

Man sieht schon, hier ist wirklich für jeden was dabei, ganz ohne moralischen Zeigefinger.

Und jetzt höre ich schon das Argument, das alles sei ja zwar lieb, aber doch nur kleinräumig, lokal, das wäre doch viel zu wenig. Täglich werden Wälder in der Größe mehrerer Fussballfelder täglich vernichtet, das zu verhindern, kann nicht mehr kleinräumig genannt werden. Aber auch was die Beispiele oben betrifft: auch die Zerstörung der Umwelt erfolgt lokal, der Waldeinschlag, die industrielle Landwirtschaft, die den Humus zerstört, die Flussbegradigung, die Bodenversiegelung. Wie anders als lokal sollten wir dagegen ankämpfen? Für mich zumindest sind das Beispiele und Perspektiven, die gegen die Ohnmacht und Ratlosigkeit helfen, weil es nicht notwendig ist zu warten, bis die Politik sich zu wirksamen Maßnahmen entschließt, bis Unternehmen endlich handeln und bis wir 2050 vielleicht CO2-neutral geworden sind. Dafür braucht es auch weiterhin und aus meiner Sicht noch verstärkt den Protest auf der Straße, Waldbesetzungen, Verhinderung von Kraftwerks- und Straßenbau – aber es gibt uns auch die Möglichkeit jetzt sofort zu handeln und auch Ergebnisse zu sehen. Das die lokale Ebene vorangehen kann ist gerade die Stärke dieser Beispiele, was nicht möglich ist, wenn es „nur“ um CO2 geht. Das derzeit in der EU verhandelte Renaturierungsgesetz ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung und darf eben genau nicht wieder gegen andere vermeintliche Nachhaltigkeitsziele ausgespielt werden – ohne Renaturierung keine Abschwächung der Klimaerwärmung, und sie bedroht auch nicht, wie die Lobby der industriellen Landwirtschaft behauptet, die Ernährungssicherheit, im Gegenteil, sie ermöglicht sie erst. Ein Problem bei all dem ist sicher, dass mit diesen Dingen niemand Profit machen kann, sie tragen nicht zum Wirtschaftswachstum bei, sondern reduzieren es eher, wenn es darum geht, Waldrodungen oder Ölförderung zu beenden. Genau deswegen ist es wichtig, dass die Zivilgesellschaft hier den Finger darauf legt und sich nicht mit Behauptungen von „Klimaneutralem oder Grünem Wachstum“  durch neue Technologien abspeisen lässt.

*Und zum Schluss noch einmal die beiden oben erwähnten Bücher, damit ihr nicht alle den vorigen Beitrag auch noch einmal lesen müsst:

Ute Scheub und Stefan Schwarzer: Aufbäumen gegen die Dürre

Charles Eisenstein: Klima – eine neue Perspektive

1 thought on “Planetare Grenzen

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