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Clean IT – zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten

Clean IT zum Ersten:

Das ist eine Kampagne von Südwind, die sich für faire Arbeitsbedingungen in der Elektronik-Industrie einsetzt. Ein wichtiges Thema auch in der Commons-Diskussion. Immer wieder müssen sich die sogenannten „digital“ Commoners vorwerfen lassen, dass ihre Computer und Smartphones unter ausbeuterischen Arbeitsbedingungen hergestellt werden – die Proteste bei Foxconn sorgen regelmäßig für Medienaufmerksamkeit – dass sie eine Unmenge an seltenen Rohstoffen verschlingen, bei deren Abbau ebenfalls Menschenrechte verletzt und die Umwelt geschädigt würden und dass auch die Entsorgung des Elektronikschrotts wieder in Entwicklungsländern unter gesundheitsschädlichen Bedingungen, häufig durch Kinder, erfolgt. Da ist es wichtig, dass es Alternativen gibt. Der Standard berichtete kürzlich über den ersten „fairen“ Bildschirm, der in Schweden von TCO Development vorgestellt wurde. So weit – so gut. Da gibt’s aber noch andere Auffassungen von sauber und da heißt es wieder

Clean IT – diesmal zum Zweiten:

Das ist der Name unter dem in einem von der EU geförderten Projekt Regierungen und private Internetprovider zusammenarbeiten wollen – nein, nicht um die Arbeits- und Umweltbedingungen zu verbessern unter denen elektronische Geräte hergestellt werden – sondern um unter dem Deckmantel der Terrorprävention das Internet von unliebsamen Elementen zu säubern. Man will die „illegale Nutzung“ des Internets bekämpfen und das mit höchst fragwürdigen Methoden, berichtet futurezone:

Die „Clean IT“-Initiative fordert außerdem verbindliche Zusagen von den Internet-Anbietern, dass sie Überwachungs-, Sperr- und Filtermaßnahmen setzen. Man will beispielsweise auch ein Netz von „zuverlässigen Internet-Informanten“ aufbauen – ein „sauberes Internet“ also wie im Iran.

Dort sollen Google-Dienste blockiert werden, weil damit die Sicherheit im Internet verbessert werde. Auch wenn die zuständige EU-Kommissarin Cecilia Malmström umgehend versicherte, es handle sich um ein Missverständnis, das aufgetauchte Dokument (pdf) lässt wenig Zweifel daran, dass es immer wichtiger wird, sich für ein „sauberes“ Internet einzusetzen. Für ein

Clean IT – zum Dritten

So wie es Eben Moglen bei der re:publica getan hat:
„Why Freedom of Thought Requires Free Media and Why Free Media Require Free Technology“

Wir haben, so sagt Moglen, einen großen Fehler gemacht. Wir haben zugelassen, dass das Internet so organisiert ist, dass nicht wir die Konsumenten sind, sondern dass unsere Medien – bzw. deren Betreiber – uns konsumieren. Nicht nur wir lesen ein Buch, sondern das Buch liest uns, nicht nur wir sehen einen Film, sondern der Film sieht uns, nicht nur wir laden Daten hoch, es werden auch welche auf unserem Computer gespeichert. Das sei eine Bedrohung für die Freiheit der Gedanken und der Sprache, für die Generationen vor uns gekämpft haben.

Gedankenfreiheit brauche frei Medien, und freie Medien brauchen freie Software, freie Hardware und freie Netze. Freie Netzwerke bedeutet: Netzwerke, die sich entsprechend den Bedürfnissen der Menschen verhalten, die in der Hierarchie an unterster Stelle sind, nicht nach den Bedürfnissen der Serverbetreiber in der Mitte. Freie Netze erfordern ein Netzwerk aus gleichberechtigten „Peers“ und nicht ein Netzwerk aus Herren und Dienern (die englischen Begriffe sind da viel bezeichnender: a network of peers not a network of masters and servers, of clients and servers); ein Netzwerk in dem die Netzwerk-Betreiber nicht alle Datenpakete kontrollieren, die sie bewegen.

Noch meint er, sei es nicht zu spät. Wir könnten den Fehler noch korrigieren, aber wir (das betrifft die Leute in meinem Alter, vermutlich nicht mehr alle LeserInnen diese Blogs) seien die letzte Generation, die sich dafür einsetzen kann, weil wir noch wissen, wie es vorher war. Für alle späteren Generationen wird die ständige Überwachung die Normalität sein, weil sie nichts mehr anderes kennen, wenn wir es nicht schaffen, das zu verhindern. Das mag ein wenig pathetisch klingen, vielleicht ist es auch übertrieben. Dass dieses Thema ein häufig unterschätztes ist, glaube ich auf jeden Fall. Entsprechende Initiativen stehen erst am Beginn, z.B.
https://netzpolitik.org
https://netzfreiheit.org/
http://vibe.at/
http://www.netzkinder.at/

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