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17. April – Tag des kleinbäuerlichen Widerstandes

Am 17.  April 1996 wurden AktivistInnen der brasilianischen Landlosenbewegung MST von der Polizei brutal ermordet. Seither gilt dieser Tag als Tag des kleinbäuerlichen Widerstandes. Weltweit werden von Via Campesina und befreundeten Organisationen  unterschiedliche Aktionen druchgeführt – so auch morgen und die kommenden Tage in Wien.

In allen Zeiten war der Zugang zu Land um die eigene Versorgung sicher zu stellen eine Quelle relativer Autonomie von Herrschaftsverhältnissen, die Widerstand und Rebellion möglich machten. Daher gab es immer wieder Bestrebungen der Herrschenden, diesen Zugang weitgehend zu beschränken. Nachzulesen sind Berichte über derartige Enteignungen bereits im Alten Testament. Am bekanntesten wurde die Welle an „Einhegungen“ von gemeinsam genutzten Ackerland (auf Englisch „enclosures“ genannt) am Übergang von der Feudalzeit zum Kapitalismus. Diese Einhegungen waren jedoch mit der Durchsetzung des Kapitalismus keineswegs abgeschlossen. Auch für die ArbeiterInnenbewegung war der Zugang zu Land eine Quelle der Selbstermächtigung, die ihre Position gegenüber dem Kapital stärkte, ein Beispiel dafür ist die Siedlerbewegung des frühen 20. Jahrhunderts (nachzulesen z.B. hier). Der Aufstieg des Kapitalismus im Norden war immer begleitet von Enteignungen in den Entwicklungsländern. Der unter dem Stichwort Land Grabbing bekannt gewordene massive Ausverkauf von Land vor allem in Afrika stellt eine weitere Verschärfung dieser Praxis dar.

Und heute, angesichts von Klima-, Energie-, Nahrungsmittel- und Wirtschaftskrisen und einer strikten Austeritätspolitik, die Europa angeblich aus der Krise herausführen soll, in Wahrheit jedoch soziale Ungleichheit, Armut und autoritäre Verhältnisse befördert, wird die Forderung nach Zugang zu Grund und Boden auch in den Industrieländern wieder zum Thema. Das Recht auf Commons – auf gemeinsam genutzte, unveräußerliche Ressourcen – ist von zeitloser Gültigkeit, wenn es auch immer wieder neu zu verhandeln gilt, wer die Commoners sind und um welche Ressourcen es geht.

Aktuelle Informationen zu den Wiener Aktionstagen gibt es hier: 17april.blogsport.eu und am Mittwoch nachmittag werde ich dort einen Commons-Workshop machen.

Bereits heute abend findet im Amerlinghaus eine Veranstaltung zum Thema Recht auf Stadt heißt Recht auf Land!? statt, ebenfalls in dem Zusammenhang interessant: die aktuelle Ausstellung im Architekturzentrum Wien Hand-On Urbanism.

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