Diesmal kein langer Bericht, dafür der Hinweis auf einen wichtigen Artikel: Steffen Vogel über Gemeingüter, konstitutiven Pluralismus und die Notwendigkeit neuer Formen von Demokratie.
Und er zitiert dabei Slavoj Žižek:
„Richtig ist aber, dass regelmäßige Urnengänge allein noch keine demokratische Kultur garantieren. Insofern ist Žižek beizupflichten: ‚Kostbar am liberaldemokratischen Erbe‘ ist die öffentliche Debatte, die Beteiligung der Gesellschaft am politischen Prozess. Dies gilt es auszudehnen: Damit alle über das entscheiden, was alle betrifft.“
Und genau das ist ein wesentliches Merkmal der „Commons“. Dazu auch die neueste Ausgabe der Zeitung für Selbstorganisation „Contraste“
Demnächst mehr zu diesem Thema und den Zusammenhang mit der befreiten Uni.
Nur schade, dass diese Zeitung für Selbstorgnisation selbst kein Gemeingut, also kostenfrei online downloadbar, ist…
Der Artikel im „Freitag“ von Steffen Vogel ist sehr interessant. Ich habe im Sommer versucht, das letzte Buch von Slavoj Žižek (der sich nebenbei bemerkt mit „v“ und „j“ schreibt +gg+), „Auf verlorenem Posten“ zu lesen. Bin nicht sehr weit gekommen, da er ziemlich schwierig schreibt (was mich bei einem Philosophen nicht wundert), aber was ich für mich verstanden habe, fand ich sehr spannend und interessant. Da steht auch diese These, dass wir hier im Westen geradewegs in ein neues autoritäres Zeitalter zusteuern (China als Zukunftsmodell, nicht als Vergangenheit), drinnen.
Dafür gibt es mehr als genug Hinweise und Anzeichen, denn unsere politische Kultur verrottet zunehmend.
Auch André Gorz hat ja geschrieben, dass wir in ein neues Zeitalter der Barbarei zusteuern, wenn wir nicht dagegen handeln. Und Erhard Glötzl (von dem ich ja nichts halte, weil er einen reformistisch-umverteilerischen und nicht antikapitalistischen Kurs propagandiert) „sieht die Gefahr“, dass totalitäre Bewegungen wieder an die Macht kommen könnten. Wir müssen uns ständig dessen bewusst sein, dass geschichtlich betrachtet technologischer Fortschritt nicht im Geringsten die menschlich-primitive Form der (un)zivilisatorischen Barbarei ausschließt, wie die Herrschaft des Nationalsozialismus am deutlichsten gezeigt hat.
Das sind alles sehr pessimistische, aber leider realistische Gedanken. Selbstorganisation ist meines Erachtens die vollendetste Form demokratischer Mündigkeit und Freiheit, weil sie auf Autorität (zumindest formal) verzichtet. Angesichts dieser Konstatierung kann man die Bedeutung der Unibefreiungen eigentlich gar nicht überschätzen.
Zur Zeitung Contraste:
Das ist leider das Schicksal von Gemeingütern in kapitalistischer Umgebung. Die schrammen immer am Rand des Abgrundes dahin, müssen um Abonnements betteln, damit sie überhaupt die nächste Nummer herausbringen können. Man kann auch Mitglied werden, dann kann man das nicht als Kaufpreis sondern als Beitrag verstehen. Ich habe mir ein Abonnement bestellt und möchte es gern irgendwo auflegen, z.B. im Spektral, vielleicht kann dann ja noch jemand anderer dazuzahlen, so dass wir alle was davon haben.
Fehler sofort korrigiert – danke 🙂