Bei der Attac AktivistInnenversammlung wurde von der UnternehmerInnen-Gruppe ein Papier vorgelegt, über das bei der nächsten AV abgestimmt werden soll. Es heißt „Die 10 Prinzipien der Gemeinwohlökonomie, die von Attac Österreich unterstützt werden könnten“.
Ich versteh die Formulierung nicht ganz, ich weiß nicht genau, worüber die AV abstimmen soll. Dass diese 10 Thesen zu „offiziellen“ Attac-Positionen werden? Da hat Attac ohnehin ein Problem: ob die Gemeinwohlökonomie mit Attac assoziert wird oder nicht, entscheidet nicht die AktivistInnenversammlung von Attac. Diese Entscheidung ist in der Öffentlichkeit und den Medien längst gefallen. Die Gleichung Christian Felber = Attac = Gemeinwohlökonomie ist längst aufgegangen, das erfahre ich fast bei jeder Veranstaltung, die ich mache, sogar in Deutschland mittlerweile. Ob gewollt oder nicht, das Kind ist schon in den Brunnen gefallen. Die Frage ist also nicht mehr ob Attac die Gemeinwohlökonomie unterstützt, sondern auf welche Weise und ob dabei noch Platz für andere Alternativen bleibt, was ich mir sehr wünschen würde.
Bei mir ruft dieses Prozedere – die AV von Attac soll über die Kernthesen der Gemeinwohlökonomie abstimmen – ein seltsames Gefühl hervor. Wer vereinnahmt da wen? Braucht die GWÖ die Legitimation von Attac? Ist Attac dann die graue Eminenz, die „Zertifikate“ vergibt für „richtige“ gesellschaftliche Alternativen? Und gilt das dann auch für andere Alternativen wie Commons, Ernährungssouveränität, usw. Müssen wir uns alle Attac-zertifizieren lassen? Oder will Attac von der Medienwirksamkeit und Popularität der GWÖ profitieren und eine „seröse“ Alternative anbieten anstatt Machtfragen zu stellen?
Ich würde es gut finden, wenn Attac die Bemühungen der UnternehmerInnen, gemeinwohlorientiert zu wirtschaften, unterstützen würde, auch wenn nicht in allen Punkten Übereinstimmung besteht. Und wenn Attac ebenso andere alternative Gesellschaftskonzepte und Visionen in gleicher Weise unterstützen würde, einfach als Versuche andere Gesellschaftsstrukturen aufzubauen. Natürlich muss es Grenzen geben, Minimal-Kriterien, denen sie genügen müssen, aber das gab es ja immer schon für Kooperationen. Und solche sollten sie meiner Ansicht nach bleiben, sonst besteht immer die Gefahr der gegenseitigen Vereinnahmung. Nicht, die GWÖ ist ein Projekt von Attac, auch nicht die Commons oder sonst was, sondern die GWÖ und andere alternative Wirtschaftsmodelle werden von Attac unterstützt und es gibt unterschiedliche Möglichkeiten zur Kooperation. Das würde ich für eine gute Lösung halten und das würde auch gut zur Attac Deklaration 2010 passen.
Ich habe nichts dagegen, wenn UnternehmerInnen, die anders wirtschaften wollen, sich zusammentun und alternative Konzepte und Kriterien entwickeln. Wir können alle Ideen brauchen, die die derzeitige Situation verbessern und ich schätze ihr Engagement. Ich hab aber was dagegen, wenn das, was diesen Menschen richtig und wichtig erscheint, zu einem Modell für alle gemacht und als ultimative Lösung verkauft wird, indem man behauptet sich auf allgemein akzeptierte Werte zu berufen. Wenn das stimmt, wozu braucht es dann ein ganzes Arsenal an hegemoniebildenden Apparaten, um sie durchzusetzen?
Was ich mit diesem Beitrag nicht möchte ist, Konflikte zwischen den einzelnen Alternativen hochzuspielen oder Menschen oder Gruppen, die versuchen Systemalternativen zu entwickeln, zu delegitimieren, auch wenn ich deren Wege nicht als zielführend ansehe. Mein Credo ist nach wie vor, dass niemand von uns wissen kann, ob sein oder ihr Weg richtig ist und wir daher eine Vielfalt von alternativen Wirtschaftsformen brauchen. So steht es auch in der Attac Deklaration 2010, die aus Anlass der 10-Jahresfeier erschienen ist. In diesem GWÖ-Papier hingegen heißt es „Attac unterstützt ein Wirtschaftssystem“, so als wäre es das einzige, ultimative. Und meine Vorstellung von einer zukünftigen Gesellschaft ist, dass nicht wieder ein Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell hegemonial wird.
Manche der VertreterInnen der GWÖ (nicht alle!) tendieren dazu, zu behaupten, sie hätten schon alle anderen Alternativen integriert. So nach dem Motto „wir haben den richtigen Weg gefunden, ihr braucht uns nur noch zu folgen“. Das empfinde ich sehr ähnlich wie es damals die Leute vom Global Marshall Plan gemacht haben, mit denen wir gerade deshalb ziemlich heftige Konflikte ausfochten. Eine solche Form der Vereinnahmung kann ich nicht akzeptieren. Denn es gibt eben doch – und das ist ja der Sinn der Vielfalt – unvereinbare Unterschiede zwischen z.B. dem Konzept der GWÖ und dem der Commons oder der Ernährungssouveränität, die für mich an diesem 10-Prinzipien-Papier ganz deutlich sichtbar werden. Darum möchte ich hier einige der Aspekte anführen, die ich an der GWÖ problematisch finde und deshalb, trotz aller Missionsversuche, für mich die GWÖ keine motivierende Perspektive bietet (wobei ich durchaus zugestehe, dass sie für andere Menschen eine solche darstellen kann). Das richtet sich nicht gegen die GWÖ, sondern soll ein Plädoyer für die Akzeptanz der Vielfalt mitsamt ihrer Unterschiede und gegen eine zwanghafte Harmoniesucht sein. Denn nur unter diesen Bedingungen ist Kooperation möglich.
Wessen Wohl?
Das Problem fängt eigentlich schon beim Namen an. Die Entwicklung und Förderung einer solchen Ökonomie setzt voraus, dass es so etwas gibt – Gemeinwohl – und dass es genau definierbar und für alle das Gleiche ist und – so wird es suggeriert – auch messbar ist und Grundlage für politische Steuerung sein kann. Ich denke erstens, dass es in einer Gesellschaft immer unterschiedliche Interessen gibt und die Definition von Gemeinwohl daher eine Machtfrage ist. Es ist außerdem nicht anzunehmen, dass es global eine allgemeingültige Definition von Gemeinwohl gibt.
Die Idee der Gemeinwohlökonomie basiert hauptsächlich auf abstrakten Werten, die normativ angewendet und zu allererst über einen moralischen Appell eingeführt werden. Dadurch bleibt das Ganze immer auf einer Metaebene. Es gibt vermutlich kaum jemanden, der diesen Werten auf dieser Ebene nicht zustimmen könnte, die Probleme und Konflikte tauchen in der Umsetzung auf. Und für deren Lösung bietet die Gemeinwohlökonomie nichts als Belohnung und Bestrafung und moralische Erziehung an – in der Pädagogik sind das Instrumente aus dem vorigen, nein, aus dem vorvorigen Jahrhundert. Und dass sie für notwendig gehalten werden, zeigt schon, dass Solidarität und Reziprozität nicht strukturell angelegt sind. Die Grundwidersprüche zwischen Arbeit und Kapital – und auch sonstige Grundwidersprüche in der Gesellschaft – werden nicht aufgehoben, sondern sollen durch individuelles Wohlverhalten in Grenzen gehalten werden.
Die Motivation zur Einhaltung dieser Werte soll durch ein Belohnungs-Bestrafungssystem verstärkt werden, Menschen sollen „umgepolt“ werden, als wären wir alle Pawlowsche Hunde. Die Überzeugung, dass das Gemeinwohl für mich das gleiche ist, wie für andere soll also durch Umerziehung hergestellt werden. Trotz aller Betonung von Demokratie scheint mir das alles sehr autoritär, sehr von oben herab, da ist jemand, der weiß wie’s geht und der uns sagt, was wir tun müssen. Es geht primär darum, einen Konsens – oder eher „Hegemonie gepanzert mit Zwang“? (Gramsci) – über Begriffsdefinitionen zu finden. Da lese ich nichts davon, wie soziale Beziehungen und Produktionsverhältnisse gestaltet werden, es gibt keine arbeitenden und keine kreativen Menschen, keine Menschen mit Bedürfnissen. Es geht aus dem ganzen Konzept nicht hervor, dass es eigentlich um die Reproduktion von Gesellschaft geht, um die Produktion von Gütern und sozialen Beziehungen. Wir brauchen was zu Essen, was zum Anziehen und ein Dach über dem Kopf – oder noch besser, es geht um Brot, Schoki und Freiheit für alle, wie es Friederike Haberman formuliert hat, nicht um die Disziplinierung von Menschen und nicht um die Einführung irgendwelcher Messgrößen.
Wessen Werte?
Was in der Gemeinwohlökonomie als Werte definiert ist, nämlich Vertrauensbildung, Kooperation, Wertschätzung, Demokratie, Solidarität, sind meines Erachtens nach keine Werte, sondern soziale Praktiken, die in verschiedenen Gesellschaften verschiedene Formen annehmen können. Solche sozialen Praktiken kann man nicht verordnen, sie entstehen aus der Art wie die die Reproduktion einer Gesellschaft organisiert ist, müssen also in den sozialen Strukturen angelegt sein.
Schlimmer noch finde ich die Idee der Einführung neuer „Pflichtgegenstände“ in der Schule: Gefühlskunde, Wertekunde, Kommunikationskunde, Demokratiekunde und Naturerfahrens- oder Wildniskunde. Hilfe, schon wieder Umerziehung! Gefühle, Werte, Demokratie kann man nicht in Unterrichtsfächern lernen, überhaupt ist diese Vorstellung eines Schulsystems, in dem SchülerInnen in bestimmten Unterrichtsfächern vorgegebene Inhalte lernen, äußerst strukturkonservativ, und hat nichts mit Empowerment zu tun, was eigentlich eines der Hauptziele des Schulsystems sein sollte. Selbstbestimmtes, selbstorganisiertes Lernen, das in sinnvolle Tätigkeit eingebettet ist, eigene Erfahrungen zulässt und jedem Menschen die Möglichkeit zur Entfaltung seiner Fähigkeiten gibt, bringt diese Dinge hervor, nicht bestimmte Unterrichtsfächer. Das Verhältnis der Menschen zur Natur ist in den sozialen Beziehungen einer Gesellschaft angelegt und kann nicht durch Naturerfahrenskunde gelehrt werden!
Die GWÖ ist vor allem ein Regelwerk mit Gesetzen und Verboten, es klingt nach Disziplinar- und Kontrollgesellschaft, erweckt Assoziationen mit Benthams Panoptikum, mit dem „Tugendterror“, den der deutsche Politikwissenschaftler Thomas Meyer im aus den USA kommenden Kommunitarismus ausgemacht hat. Es kommt mir vor, als ob die protestantische Ethik in säkularisierter Form und mit einiger Verspätung nun auch in Österreich angekommen wäre.
Machtfragen dagegen werden ausgespart, auch die des Empowerments und der Selbstermächtigung. Wie sozial benachteiligten Gruppen z.B. die Teilnahme an diesen Konvents ermöglicht werden soll, wie Menschen die in Abhängigkeitsverhältnissen leben, ihr Stimmrecht frei ausüben können, bleibt offen. Ich bezweifle keinen Augenblick, dass sie sehr sorgfältig versucht haben, für soziale Randgruppen mitzudenken, für diese etwas zu tun. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, Solidarität mit Wohltätigkeit zu verwechseln. Aber für andere mitdenken reicht nicht und für die Aneignung der Lebensbedingungen von unten ist ein einem solchen, rein moralischen Konzept kein Platz. Das würde möglicherweise den Werten von Vertrauensbildung, Kooperation und Wertschätzung – so wie sie von den VertreterInnen der GWÖ verstanden werden – widersprechen. Vielmehr geht es darum, alle auf den selben – von Eliten vordefinierten – Stand der moralischen Entwicklung zu bringen. Ich wiederhole mich – eine Idee aus dem vorigen Jahrhundert, so als hätten feministische, antirassistische und antiimperialstische Kämpfe nie stattgefunden. Das ganze Konzept ist wieder einmal ein Ideal weißer, westlicher Eliten.
Auch wenn viel über Demokratie gesprochen wird, ein demokratischer Konvent über die Kriterien und Begrenzungen entscheiden soll, handelt es sich immer nur um die Regelung von Abläufen. Dabei wissen wir, dass Legitimation durch Verfahren ein bewährtes Herrschaftsinstrument ist. Denn schließlich sind die Rahmenbedingungen für diese Abläufe durch die GWÖ schon vorgegeben, es kann nur mehr darüber abgestimmt werden, wie sie umgesetzt werden sollen, ein typisches Merkmal solcher Legitimation durch Verfahren. Das Konzept selbst steht nicht zur Disposition.
Ich denke, dass Vergesellschaftung im Tun geschehen muss, in der Auseinandersetzung zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Interessen und entsprechend den in diesem Prozess auftauchenden Bedürfnissen und den sich dadurch ergebenden Konflikten und dass es immer um das Umwerfen aller Machtverhältnisse gehen muss. Aber die ErfinderInnen der GWÖ haben offensichtlich wenig Vertrauen in die Selbstorganisationfähigkeit von Menschen und sie haben auch Angst davor, sich auf Entwicklungsprozesse einzulassen, irgendwie haben sie einen Kontrollzwang.
Darum fehlen in diesem Konzept einige ganz wesentliche Werte, die ich für zentral für eine zukünftige Gesellschaft halte: Freiheit, Selbstbestimmung, die Möglichkeit zur Selbstentfaltung und gesellschaftlichen Mitgestaltung jenseits der Stimmabgabe. Diese Betonung gemeinsamer Werte, auf die alle eingeschworen werden müssen, öffnet zudem sozialer Exklusion bis hin zu faschistoiden Tendenzen Tür und Tor. Es gilt noch immer, was Rosa Luxemburg gesagt hat: „Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden“. Ein wesentliches Merkmal einer Gesellschaftsordnung sollte für mich sein, dass sie gerade Menschen, die die Werte der Mehrheit nicht teilen, nicht von der Nutzung lebenswichtiger Güter ausschließt – sie muss sich an den Bedürfnissen orientieren nicht an Werten.
Nicht neue Werte, sondern eine neue Erzählung
Die Orientierung an gemeinsamen Werten ist immer ein Problem. Wie die Werte jeweils interpretiert werden, ist kulturabhängig, welche Interpretation und Bewertung sich durchsetzt ist machtabhängig und auch wenn wir annehmen, dass es möglich wäre, sich auf gemeinsame zu einigen, heißt das noch lange nicht, dass auch die Umsetzung klappen würde, denn Menschen handeln oft nicht nach ihren Werten. Unser Handeln wird von vielen anderen Faktoren mitbestimmt, Systemzwängen, Machtverhältnissen und es ist seit 200 Jahren geprägt von unbewussten „mentalen Infrastrukturen“, wie sie Harald Welzer hier ausgezeichnet beschreibt:
„Jedes Duschgel erzählt, mit seiner präzise designten Flasche und dem von Sounddesignern entwickelten «Plopp», mit dem wir es öffnen, eine Geschichte über uns selbst, wenn wir es benutzen. Genau wie jedes Autohaus eine Geschichte über unsere Liebe zur Technik und zur Geschwindigkeit und jeder Flughafen eine Geschichte über unsere Wünsche und Mobilitätsvorstellungen erzählt.“
Wer auf diese Beispiele nicht anspringt, die oder der findet sicher andere zutreffende (auch ich hab kein Faible für Autohäuser, aber mir sind sofort etliche Situationen eingefallen, in denen solche Mechanismen bei mir zu wirken beginnen ;-)) und gegen solche Geschichten, die aus dem Unterbewusstsein unsere Emotionen und unser Verhalten steuern, helfen keine moralischen Appelle und keine Messwerte und Evaluationen, auch nicht Belohnungen und Strafen. Dagegen helfen vielleicht neue Geschichten, die sich aus neuen Lebensformen entwickeln. Diese Gegengeschichten können wir nur gemeinsam schreiben, wir müssen sie selber schreiben und ich bin sicher, sie entstehen nicht vom Schreibtisch aus. Sie können nicht entstehen durch Verbote, Gebote, Erziehungsmaßnahmen, Kontrolle und Disziplinierung, sondern sie können nur dort entstehen, wo Menschen ihr Leben selbst in die Hand nehmen, ohne dass vorher jemand das Drehbuch geschrieben hat. Wie in Tunesien, Ägypten, Spanien, …
die art der (solidarischen) kritik finde ich sehr gut. auch die argumente teile ich. mit etwas anderer schwerpunktsetzung ein text zur „gemeinwohlökonomie“: http://www.streifzuege.org/2011/neue-werte-im-sonderangebot-die-gemeinwohlokonomie-christian-felbers – insgesamt finde ich bedenklich und eigenartig, dass sich in den alternativendebatten häufig fan-führer-konstellationen bilden. in verbindung mit einer zusehends geschäftsmäßigen ngo und leuten, die von solchen konstellationen einkommen beziehen, ist nicht zu sehen, wie das emanzipation voranbringt. außer durch kontroverse und kritik genau dieses musters, das man ja vom popsternchen bis zum hundefutter in der warengesellschaft allerorten antrifft.
Kurz gesagt: Die Änderung der Buchhaltungsregeln der Wirtschaft bedeutet noch lange nicht die Demokratisierung der Ökonomie. Letzten Ende ist Christian Felbers Ansatz ja nicht nur unpolitisch sonder antipolitisch weil er den herrschaftreien Diskurs und politische (Aus)Handeln verunmöglicht. Dass so etwas hierzulande als „Alternative“ gehandelt wird, zeigt wie mies es um die politische Bildung bestellt ist. Aus kritsiche/linker/emanzipatorischer Sicht ist dieser Ansatz sicher unzureichend.
[…] Der heißt zusehends Christian Felber. Als Geschäftsidee super. Und als emanzipatorischer Ansatz? Brigitte Kratzwald hat sich mit der Gemeinwohlökonomie nun aus ihrer Sicht kritisch auseinandergese… und bringt neue Facetten in die bei Attac marginalisierte und zum Teil aktiv obstruierte kritische […]
Liebe Brigitte!
Ich teile viel von dem, was du schreibst. Für mich ist die Gemeinwohlökonomie ein Zugang, der noch sehr an betriebswirtschaftlichen Vorstellungen klebt, von dem nicht auf die Gesamtwirtschaft geschlossen werden kann und soll. Hier nähere ich mich mit dem Blick, den mir die marxistische, feministische, ökologische Brille ermöglicht.
Nun kann die Gemeinwohlökonomie ein Zugang von vielen sein. Vielleicht eine „Einstiegsdroge“ in die Systemkritik für UnternehmerInnen, die auch ihren Platz haben soll.
Nun: Wie gehen wir damit um?
Ich war maßgäblich daran beteiligt, dass wir in der neuen Deklaration 2010 Transformationspfade formulieren, um mit der großen Spannweite von Alternativen umgehen zu können. Dort möchte ich, dass die Gemeinwohlökonomie und andere Ansätze ihren Platz finden. Und dafür haben wir uns intern Regeln für einen demokratischen Diskurs gegeben.
Im Fall der Gemeinwohlökonomie fand die Diskussion vielmehr und vorher öffentlich statt bevor der interne Meinungsbildungsprozess abgeschlossen war. Das nachzuholen ist nicht nur Eulen nach Athen tragen. Es kann viel klären und positiv auflösen.
Anfangs war ich irritiert, dass wir eine öffentliche Antwort in Deinem Blog bekommen und Du erst gar nicht mehr auf die Idee kommst, uns diene Kritik ans Attac-Büro zu schicken. Ich dachte: Was wenn wir zu Demokratie einladen und keiner geht mehr hin. Jetzt denke ich, dass Dir eine öffentliche Antwort wichtig war, um sichtbar zu sein, eben weil die Gemeinwohlökonomie so viel Öffentlichkeit hat. Das ist auch sehr o.k.
Ich denke es braucht beides: interne und öffentliche Diskussion. Manchmal kommen wir in der Reihenfolge durcheinander, manchmal ist es parallel o.k. Wert lege ich auf fundierte und konstruktive Kritik. In diesem Sinne. Danke & bis zur Sommerakademie!
Sabine Gruber
[…] Beitrag erschien zuerst auf dem Blog Nordwind von Brigitte […]
Damit ich mich nicht wiederholen muss, s. auch meine Kommentare hier:
http://www.social-innovation.org/?p=2255
Ich verstehe den obigen Beitrag nicht als Kritik an Attac, eine solche hätte ich an euch geschickt. Es ist die Wahrnehmung einer, die als ehemalige Attac-Aktivistin immer wieder mit dieser Frage konfrontiert wird von der sogenannten „Öffentlichkeit“ – ob euch das gefällt oder nicht. Ich geb zu, es sind ein paar wohlmeinende Ratschläge dabei, da dürft ihr euch schon ärgern drüber 😉 und ein paar fromme Wünsche einer, der es nicht egal ist, wohin Attac geht. Und es ist eine Kritik an der Gemeinwohlökonomie – nicht an der Praxis der UnternehmerInnengruppe, wie im Kommentar auf SInet dargelegt, sondern an der Gemeinwohlökonomie als missionarischem Projekt.
Und da dieses mit großer Öffentlichkeit betrieben wird, muss eine Kritik – wie du richtig bemerkst, Sabine – auch öffentlich sein dürfen. Wenn ich meine Kritik an der GWÖ an Attac gerichtet hätte, hätte ich genau jenen Schritt vollzogen, der nach eurer Auffassung noch gar nicht geschehen, sondern erst in Diskussion ist, ich hätte sie gleichgesetzt.
[…] Der heißt zusehends Christian Felber. Als Geschäftsidee super. Und als emanzipatorischer Ansatz? Brigitte Kratzwald hat sich mit der Gemeinwohlökonomie nun aus ihrer Sicht kritisch auseinandergese… und bringt neue Facetten in die bei Attac marginalisierte und zum Teil aktiv obstruierte kritische […]
[…] sehen. Denn bei der Attac-Sommerakademie, die dieses Wochenende in Graz stattfindet, gab es – wider Erwarten – keine Entscheidung der Aktivistinnen und Aktivisten, wie sich das Verhältnis von Felber […]
[…] sehen. Denn bei der Attac-Sommerakademie, die dieses Wochenende in Graz stattfindet, gab es – wider Erwarten – keine Entscheidung der Aktivistinnen und Aktivisten, wie sich das Verhältnis von Felber […]
Meine Güte, was soll dieser ganze Affenzirkus überhaupt ????
Weil das Wort „Kommunismus“ wohl zu unpopulär klingt und bei der breiten Masse immer noch mit zu vielen negativen Emotionen behaftet ist, benennt man ihn nun einfach zur „Gemeinwohl-Ökonomie“ um.
Dabei ist doch das RECHT AUF LEBEN, und dazu gehört unweigerlich auch das RECHT AUF EIGENTUM (OHNE BEGRENZUNGEN), das RECHT AUF FREIHEIT, das RECHT ZUM STREBEN NACH GLÜCK und das RECHT AUF INDIVIDUALITÄT, unser am teuersten erkämpftes Recht. Millionen von Menschen haben sich vor nunmehr 70 Jahren dafür heldenhaft aufgeopfert, um uns und unseren Kindern die Schreckensherrschaft und das Grauen des Kommunismus zu ersparen, damit wir frei leben können.
Und so weiß man es nun heute zu danken und schätzen, indem man diese Kommi-Scheisse wieder ausgräbt und auch noch ernsthaft propagiert als Lösung für irgendwelche Probleme.
Und nun muß man hier solche Scheisse lesen, von einem Idioten wie Christian Felber.
Begrenzung der Erbschaften auf 500.000 EUR, Einkommensgrenze von 20fachen des Tariflohns, Beschränkung des Privatvermögens auf 10.000.000 EUR !? Sagt mal, gehts eigentlich noch ????
Und was kommt als nächstes?
Eine offene Hetzjagd auf jeden der einen Mittelklassewagen fährt, weil er es sich leisten kann ??
Dabei warnt die Bibel ausdrücklich vor solchen Gemeinheiten, wie zwangsweiser Umverteilung, legalisierten Diebstahl und dem Begehrten des Nächsten Hab und Gutes.
Ihr seid alle so naiv und leichtgläubig.
Wahrscheinlich befürwortet ihr auch noch die CO2-Abzwocksteuer, weil es der Umwelt gleich schon viel besser geht, wenn man abgezockt wird.
Der Weg in die Hölle ist mit lauter guten Absichten gepflastert.
Bevor man sich für etwas begeistern lässt, sollte man das Ganze aber auch mal konsequent zu Ende denken. Dann würde Euch vielleicht klar, daß wenn ATTAC oder die GWÖ sich jemals durchsetzen würden, der gegenwärtige Staat endgültig zum Unrechtsregime, zur Willkürherrschaft und Tyrannei verkommen würde.
LÄCHERLICH SEID IHR, MIT EUREN GANZEN NEIDKOMPLEXEN !!
Anti-Felber – oder die Sekte der Fetischisten
Februar 2012
Man fürchte sich vor den bewegten Bürgern, denn sie wissen nicht was sie tun. Der engagierte „Bürger“ meint es stets gut. Er bleibt aber stets „Staatsbürger“, Staatsfetischist und wirft im besten Falle der Welt Mangel an Moral vor. Durch mehr Moral und „Anständigkeit“ sollte diese Welt gesunden. Er kennt seine eigenen Voraussetzungen nicht. Er glaubt im Kern, dass wir in der besten aller Welten leben. Diese Welt habe doch die Menschenrechte, die Demokratie und das Licht der Aufklärung hervorgebracht. So schlecht kann sie also gar nicht sein. Christian Felber ist so ein moralschwangerer Bürger. Er meint ausdrücklich, dass man sich an der bayrischen Verfassung orientieren könnte. Hier stünde doch etwas von der Verpflichtung zum Gemeinwohl. Die Wirtschaft sollte sich dieser Idee doch endlich annehmen. Man müsse nur die Bürger und bürgerlichen Einrichtungen beim Wort nehmen. So die radikale Forderung von Felber. Vor protestierenden Studenten konstatiert er in radikaler Offenlegung, dass der Staat leider Unternehmer im globalen Netzwerk sei. Dagegen müssten Forderungen nach Demokratie und Gemeinwohlökonomie erhoben werden. Nein, nicht nur fordern sondern selbst aktiv werden. Es gibt hier praktikable Ideen zum sofortigen Handeln. Felber ist ein Mann der Tat. Der staatstreue Bürger verkündet hier seine Unwahrheiten.
Es geht um eine „Bewegung“, die aus ATTAC hervorgewachsen ist und heuten auf den Christian Felber oder Hund gekommen ist. Einst eine lose Zusammensetzung von vielen jungen Globalisierungskritikern mit noch relativ offener Bestimmung, aber heute mit Felber an der Spitze zu einer Bankenkeileraktivität geworden. Auch der superkonservative CDUler Heiner Geißler ist seit 2007 prominentes Attac-Mitglied. Das hat schon den eingeschlagenen Weg sichtbar gemacht. Wortradikalität und Fundamentalkonservativismus gehen zusammen. So hat der einstige Hardliner und „Linkenfresser“ Heiner Geißler kein Problem gewisse Oberflächenerscheinungen „scharf“ zu kritisieren, an ihnen eine Oberflächenkritik zu üben und stets vom Wesen, vom Treibenden abzulenken. Unter einer ungeheuren Menge von „reinen Fakten“ soll der tatsächliche Charakter der Gesellschaft begraben werden. Diese Methode wenden die Scheinkritiker Jean Ziegler, Josef Stieglitz und ebenso Christian Felber an. So Geißler 2002 im „Schwarzbuch Straße“: „Pervers bis zum Irrsinn ist der Transit in den Alpen. Ex und Hopp: Belgien exportiert über 300.000 Schweine zur Schlachtung in die italienische Po-Ebene, wo sie mit Milch, die aus Deutschland in Tankwagen angeliefert wird, gemästet und dann als Parmaschinken, wiederum per LKW, nach Norden transportiert werden. 1.800 Tonnen holländische Tomaten werden jährlich nach Italien geliefert und im Gegenzug 12.500 Tonnen italienische Tomaten nach Deutschland.“ Hier der eindrucksvolle Versuch mit „Sachkenntnis“ zu punkten und die Sache selbst zum Verschwinden zu bringen. Die Sache wäre in Wirklichkeit die darin zum Vorschein kommende Wertgesetzlichkeit der ganzen Veranstaltung. Nicht die Oberflächenerscheinung eines verrückten und zerstörerischen Transits ist pervers, sondern, das darin zum Ausdruck kommende Verwertungs- und Wertgesetz. Die Jagd nach den besten Verwertungsbedingungen. Davon soll aber nicht gesprochen werden. In die Tiefe soll das Denken nicht gehen, nicht das Ganze soll in Frage gestellt werden. Nicht die Wertabspaltung, nicht das warenproduzierende Patriarchat, nicht die gesellschaftliche Wirklichkeit, die nicht in den Erscheinungen aufgeht, soll ins Visier genommen werden. Es soll nur der „bürgerliche“ kritische Geist geweckt werden, der fetischistisch an die Bedingungen seines Seins glaubt. Gleiches passiert bei Felber mit seinen Rettungsprogrammen. Das Spiel mit den „Fakten“.
Von Anfang an gab es die Debatte um den strukturellen Antisemitismus in der Grundstruktur von ATTAC. Im Zentrum stand immer eine oberflächliche Spekulantenkritik, die stets auf breite Zustimmung stieß. Mit der Spekulantenkritik ersparte man sich eine fundamentale und wirkliche Kritik der Verhältnisse. Diese Ersatzkritik war mit den Verhältnissen vereinbar und ungefährlich. Hollywood hat es gespielt von Wall Street bis zum aktuellen Big Crash. Für Seelenschmalz reicht es immer noch aus. Heute versucht Felber und seine „demokratische Bank“ mit den „gemeinwohlorientierten“ UnternehmerInnen die Früchte zu ernten.
Christian Felber ist zum Prediger dieser „Bewegung“ geworden. Er läuft auf Hochtouren von einer Predigt zur anderen. Er verkauft sie im wahrsten Sinne des Wortes als seine Ideen, die sich durch eine ungeheure Plattheit, verführerische Vereinfachung und Verdrehung der Wirklichkeit auszeichnet. Wie viele biedert er sich als Kapitalismusretter an. Der Kapitalismus ist am Ende und jetzt gibt es eine Chance als Arzt am Totenbett des untergehenden Systems gefragt zu werden. Morgenluft für Retter? Mit dieser Plattheit wird bei den Grünen, Wirtschaftsverbänden und religiösen Zusammenhängen im wahrsten Sinne hausiert.(„mit 1000 Euro können sie sich schon beteiligen“) Er bewegt sich gerne in konservativen und unbedarften Kreisen in denen er sich sogar als Linksradikaler verdächtig machen möchte.(Diskussion in Salzburg) Er möchte gern als radikaler Kritiker anerkannt werden, seine Aktualität ins rechte Licht setzen, aber stets betonen, dass schließlich sich keiner fürchten bräuchte, weil ja alles beim alten bliebe. Er schnurrt als ATTAC -Vertreter Solidarisches bei den Studentenaktivitäten an der Uni ab. Er surft auf der Welle der völligen Unbedarftheit seines Publikums, das selbst das traurige Ergebnis einer jahrzehntelangen Denkpause ist. Er ist ein Ergebnis der postmodernen Belanglosigkeit mit ihrer gemeingefährlichen Oberflächlichkeit.
Das Felberphänomen ist nicht harmlos. Es verklebt das Denken, lenkt ab und produziert ein völlig verdrehtes Bild von dieser Gesellschaft in der wir leben. Einem Raubtierphänomen soll die Zwangsjacke des frommen Lammes umgehängt werden. Unter Beibehaltung aller kapitalistischer Eigenheiten und Wesensbestandteile soll das „System“ verändert werden. Wir brauchen aber ein richtiges Bild von dieser Gesellschaft und von den Insassen dieser Welt, die wir selber sind.
Mit einem falschen Bild werden wir uns keinen Millimeter aus den mörderischen Kategorien herausbewegen können. Durch Umdefinition lassen sich die Kategorien nicht entschärfen. Attac und Felber garantieren, dass man an den Kategorien haften bleibt und sich schreckliche Illusionen über die Wirkweisen der gesellschaftlichen Dynamik macht. Also ein durch und durch bürgerlichen Phänomen. Bis zu einem gewissen Grad sogar noch eine abstoßende Krisengewinnlerbewegung, die die Widersprüche auf die alten und ausgemergelten Mühlen lenken möchte. Eine müde Sache, die sich alternativ geben möchte und die sich in der Krise noch an jene richtet, die noch etwas Geld aufbringen können, um in „alternativen“ Banken ihr Geldheil suchen. Attac reiht sich ein in die immer größer werdende Schar der Kapitalismusretter. Das neuere Buch von Felber: „Retten wir den Euro“ (2012)
In seinen langen, salbungsvollen und fast religiös anmutenden Vorträgen betont er stets den Unterschied zwischen den “systemrelevanten Banken“ und den notwendigen Banken, die sich wieder dem Kerngeschäft der Geldversorgung widmen sollten.
Wie geht das Spiel?
In fast allen Kritiken der jetzigen Globalkrise geht es um die Loslösung der inneren Widersprüche der kapitalistischen Produktionsweise vom Finanzkapital. Das Finanzkapital, das Geld und schließlich das Zinssystem seien an der Krise schuld. So einfach ist das. Jean Ziegler war schon immer dafür „Ross und Reiter“ zu nennen, die Schuldigen ausfindig zu machen und die Verhältnisse zu personalisieren. Durch diese Trennung wird die Sache tatsächlich gefährlich und kommt in die Nähe faschistischer Denkweise, die immer schon die Produktionsweise rausgenommen hat und in der direkten Personifikation bis zum rassistischen Massenmord die „Klärung“ gefunden hat. Felber scheut sich nicht den von den Nazis so beliebten und eindeutig rassistisch verstandenen Begriff der Plutokratie wieder zu verwenden. „Dann wird die Propaganda der Plutograten, der freie Kapitalverkehr sei ein Naturgesetz, entlarvt und wirkungslos“ (Retten wir den Euro-Seite 78). Die Macht des Geldes sei also Schuld. Man gibt sich antikapitalistisch und verteidigt ihn zugleich. Damit zielt man gleich auf die entsprechenden Teile der Gesellschaft, personifiziert und lässt die Produktionsweise aus der Betrachtung. So haben es die Faschisten gemacht und sind mit dem „Volksvorurteil“(Marx) erfolgreich propagandistisch geworden. Um dieses alte „Volksvorurteil“ geht es hier wieder.
Der Kapitalismus sei doch von Menschen gemacht, leider fehlgeleitet durch falsche Ideologie und nun gelte es das systemisch falsch Geleitete auf die richtigen Bahnen zu bringen- Im Kern durch eine Bankenbewegung mit moralischen Prinzipien, denn die Banken seien bloß von ihren eigentlichen Aufgaben abgekommen, spekulativ geworden und das Geld wurde von einem reinen Mittel des Tausches zum Selbstzweck. Banken müssen also wieder zum „Kerngeschäft“ zurück und das Geld wieder zum eigentlichen Kern des Tauschmittels gemacht werden. Der Markt soll bleiben, nur nicht spekulativen Geldgeschäften ausgeliefert. Die „systemrelevanten Banken“ müssen zurückgedrängt werden und die „guten Banken“ (im Gegensatz zu den >bad banksauf dem Wert beruhenden Produktionsweiseautomatisches SubjektRealisationArbeit<, die ihre Rückverwandlung in die Geldform durchlaufen muss. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Begriffe Kapitalismus (Kapitalverhältnis oder kapitalistische Produktionsweise), Wertvergesellschaftung, warenproduzierendes System, Marktwirtschaft, Arbeitsgesellschaft und Leistungsgesellschaft nur verschiedene Aspekte ein- und derselben Fetisch-Konstitution der modernen Gesellschaftsform bezeichnen.“ Wer sich weigert von diesem System zu sprechen und stattdessen von einem „System mit falschem Leitstern“ faselt, der will gar nicht von den wirklichen Voraussetzungen reden, sondern kritiklos die Bedingungen seines blinden Handelns akzeptieren. Ganz wie es einst Herr Raiffeisen meinte: „Wir wollen uns die guten alten Zeiten nicht zurückwünschen. Unsere Zeit ist ebenso gut, ja besser. Man kommt überhaupt am besten vorwärts, wenn man Verhältnisse, welche man nicht ändern kann, nimmt, wie sie sind, und möglichst viele Vorteile aus ihnen zu ziehen versucht. So auch mit unserer Zeit.“ (1866)
Ganz im Gegensatz zur Definition des Marktes bei Robert Kurz als Ort der Realisierung des „gesellschaftlichen Mehrwerts“ formt Attac-Felber die Wirklichkeit nach seinem Gutdünken um:
„Für mich ist der Markt zunächst ein Begegnungs- und Beziehungsraum von Menschen. Wie sich die Menschen dort begegnen und wie sie ihre Beziehungen gestalten, ist durch kein Naturgesetz vorgegeben. Die derzeit dominante Form ist Eigennutzstreben und Konkurrenz – das lehnen wir gemeinsam ab. Eine andere Möglichkeit ist gegenseitige Hilfe und Kooperation, wie bei einem Picknick, wie in der Nachbarschaft, wie zwischen solidarischen Betrieben.“
Die Wirklichkeit ist diametral. Jeder, der vom Markt redet muss auch von Marktgesetzen reden, von der „Natur“ des Marktes. Da hilft keine gute Absicht und dort werden schon gar nicht „Beziehungen gestaltet“. Hier wird die warenproduzierende Gewaltgesellschaft zu einem Plüschtier umdefiniert.
Felber ist gegenüber der realen Wirklichkeit frei:
„Ich nehme mir die Freiheit, eine diametral entgegen gesetzte Konstruktion des Marktes, eine grundlegende Neugestaltung der ökonomischen Beziehungen zu denken und vorzuschlagen.“
Man braucht sich also nur in den „guten Banken“ zusammenschließen“, sein „gutes Geld“ investieren und dem „guten Willen“ zum Durchbruch verhelfen. Der Bankenvertreter mit dem sanften Gesicht und menschlichen Image erobert die Welt. Das Gemeinwohl als Logo. Die Allmachtsphantasie des Geldmenschen. So Felber:
„Je fortgeschrittener aber die Gemeinwohl-Ökonomie, desto sauberer werden alle Wirtschaftsakteure, weil sich schmutzige Geschäfte schlicht nicht mehr rentieren.“
Die Welt ist gerettet.
Nur mit militanter Ignoranz lässt sich so ein Programm formulieren. Der aktive Bürger hat sich noch nie um seine Voraussetzungen gekümmert. Das ist die Freiheit nach Felber.
Für diese Freiheit braucht man aber auch ein entsprechendes Publikum.
Verstehe ich dich richtig? Ist Deine grundlegende Kritk an der GWÖ die, dass in ihr die aktuell herrschenden Verhältnisse nicht realistisch dargestellt werden?
Falls ja:
Was wäre denn konkret realistischer?