Seit Jahresbeginn sind acht Frauen ermordet worden, die Täter waren Männer, mit denen sie in Beziehung leben oder lebten oder Männer, die gerne eine Beziehung mit ihnen gehabt hätten und die Ablehnung nicht hinnehmen konnten. Ja, es wurde in diesem Zeitraum auch in Mann von seiner Frau erstochen, das ist auch nicht besser. Das Entsetzen ist groß, auch wenn es von manchen gleich wieder für rassistische Hetze missbraucht wird. Nur zur Klarstellung: es gab auch schon vor 2015 Gewalt gegen Frauen in Österreich. Aber zumindest machen sich jetzt viele Menschen Gedanken darüber, wie man solche Bluttaten verhindern könnte und das ist gut so. Ob strengere Bestrafung der richtige Weg ist, daran scheiden sich die Geister, dass Mord als Mittel der Konfliktlösung nicht tolerierbar ist, darüber sind sich aber alle einig.

Vor einigen Wochen ist ein kleiner Bub in Frankreich in einen Brunnenschacht gefallen. Viele Menschen haben sich mit viel technischem Aufwand und hohen Kosten zum Brunnenschaft vorgearbeitet und auch wenn sie das Kind nur mehr tot bergen konnten – ein großartiger Beweis für die Wertschätzung eines Menschenlebens. In Österreich sind in diesem schneereichen Winter mehrere Menschen von Lawinen verschüttet worden, immer wieder versuchen Bergretter*innen oft unter Einsatz des eigenen Lebens, sie zu retten. Und auch wenn jede Hoffnung darauf schwindet, sie lebend zu finden, wird doch alles daran gesetzt, wenigstens die Toten zu bergen.

Seit Jahresbeginn sind bereits mehr als 200 Menschen im Mittelmeer ertrunken, auf der Flucht aus Horrorlagern in Libyen – und vor den Augen aller Europäer, die allerdings geflissentlich wegschauen. Alle diese Menschen könnten noch am Leben sein, wenn die EU-Regierungen sich an die von ihnen unterzeichneten Verträge und Abkommen halten würden, wie etwa die Erklärung der Menschenrechte oder das Seerecht. Die Forschungsgesellschaft Flucht & Migration spricht von einem „Plan des proaktiven Ertrinkenlassens“, Irena Caratelli formuliert es auf socialeurope.eu noch schärfer: sie nennt es einen Genozid. Morde begangen von europäischen Regierungen, die immer noch im Amt sind, ihre menschenverachtende und menschenrechtswidrige Flüchtlingspolitik weiter verfolgen. Kaum jemand empört sich darüber. Die Freiwilligen, die versuchen, die Versäumnisse der EU wettzumachen werden daran gehindert und kriminalisiert. Und niemand sucht nach den Toten …  Menschenleben 2. Klasse? Oder gar keine Menschen mehr?

Die Initiative Seebrücke startet kommende Woche eine Aktion: #FreeTheShips . Hier kann mensch nachlesen, welche Schiffe gerade wo warum festgehalten werden, während vor den Toren Europas weiter Menschen sterben und europäische Regierungen darüber streiten ob sie 14 oder 140 gerettete Menschen aufnehmen können. Und weiterhin mit Diktatoren und autoritären Regimen packeln, um nur ja flüchtende Menschen von ihren Grenzen fernzuhalten. Mord als Mittel der Flüchtlingspolitik ist offenbar allgemein anerkannt. Wie kommt man eigentlich auf die Idee, dass die ärmeren Ländern in Afrika, Asien oder Lateinamerika alle diese Menschen aufnehmen können und nur Europa nicht?

Wo ich das gelesen hab, weiß ich leider grad nicht mehr, ich hoffe der Urheber/die Urheberin werden mir verzeihen, wenn ich mit diesen Worten schließe:

Die große Zerstörung rückt näher wenn es erlaubt ist Menschen ertrinken zu lassen und es verboten ist sie zu retten. Wer dieses Tabubruch zulässt und nicht dagegen ankämpft, macht sich mitverantwortlich. Seenotrettung ist kein Verbrechen sondern Pflicht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert