Während die „big player“ noch mit allen Mitteln versuchen, die Wettbewerbsvorteile, die aus Patenten und geistigen Eigentumsrechten entstehen, zu verteidigen und eine Demokratisierung der Produktion zu verhindern, ist das Auftauchen unterschiedlichster Open Source Projekte nicht mehr zu verhindern. Was ich gerade besonders spannend finde, sind die vielen neuen Ideen im Open Source Hardware und Open Design Bereich.

Die Open Source Hardware Association definiert Open Source Hardware folgendermaßen:

Open source hardware is hardware whose design is made publicly available so that anyone can study, modify, distribute, make, and sell the design or hardware based on that design. The hardware’s source, the design from which it is made, is available in the preferred format for making modifications to it. Ideally, open source hardware uses readily-available components and materials, standard processes, open infrastructure, unrestricted content, and open-source design tools to maximize the ability of individuals to make and use hardware. Open source hardware gives people the freedom to control their technology while sharing knowledge and encouraging commerce through the open exchange of designs.

Die detaillierte Beschreibung und die Kriterien gibt es hier. Auch beim Elevate-Festival waren Open Design, Open Hardware und Open Materials ein Thema. Alicia Gibb und Catarina Mota waren per Videoschaltung dabei, Magdalena Reiter, Designerin und Sam Muirhead, der versucht hat „open source“ zu leben, live und haben viele interessante Ideen vorgestellt. Während mensch sich unter Open Design und Open Hardware doch so einigermaßen etwas vorstellen kann, ist Open Materials nicht so klar. Daher hier eine Einführung von Catarina Mota:

Längst hat die Idee des kollektiven Gestaltens und Produzierens und des freien Zugangs zu den Bauplänen also die Hackerszene verlassen. Auch viele kleine innovative „Startups“ entstehen rund um diese Idee. Darüber kann mensch natürlich geteilter Meinung sein. Ich denke, solange ein paar wesentliche Grundsätze eingehalten werden, etwa die Idee des „crowdsourcing“, der kollektiven Entwicklung und Produktion, oder dass die Baupläne offen bleiben, dass die Geräte modular aufgebaut und leicht selbst reparierbar sind, und, was für fast alle Hardware und Design Projekte gilt, dass die Tatsache begrenzter Ressourcen mitgedacht wird, schadet es auch nicht, wenn es jemand schafft, damit Geld zu verdienen, schließlich müssen wir alle leben. Und eines ist klar, „open source“ heißt nicht zwingend gratis, obwohl es natürlich oft so ist. Sam hat gemeint, sein open-sourc-Leben sei nicht billiger gewesen, aber viel mehr community-orientiert.

Die Webseite OpenElectronics ist selbst so ein Zwitterwesen: betrieben von einer Hobby-Elektronik-Firma, ist sie laut Eigendefinition „devoted to support development, hacking and playing with electronics: we share exciting open projects and create amazing products“. Auf dieser Webseite erschien kürzlich ein Beitrag, der zehn Open Source Hardware, bzw. Open Design Projekte vorstellt. Und weil wir ja eh immer auf der Suche nach netten Beispielen für Peer Produktion sind, hier einmal eine Zusammenstellung. Wobei ich mir mit der Zahl grad nicht so sicher bin, außerdem ist hier nicht einmal Wikispeed dabei.

Der Beitrag startet mit den drei Beispielen, die der Autor für die Bekanntesten hält: Open Source Ecology, DIY Drones und Arduino.

Open Source Ecology

Der Gründer Marcin Jakubowski entwickelte die Idee, insgesamt 50 Maschinen zu konstruieren, mit denen alle für ein gutes Leben notwendigen Tätigkeiten abgedeckt werden können. Diese Maschinen sollen mit offenen Bauplänen und möglichst überall erhältlichen Materialien, so billig nachgebaut werden können, dass sie für alle leistbar sind. Außerdem ist der nachhaltige Umgang mit Ressourcen wesentlicher Teil des Konzepts. Dadurch soll es möglich sein, dass eine Community weitgehend unabhängig vom Marktsystem einen zukunftsfähigen Lebensstil entwickeln kann. Das Auto Wikispeed ist Teil dieses „Global Village Construction Sets“ genannten Maschinenpools.

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Do-it-Yourself-Drones

Drohnen kenne ich eigentlich bisher nur für Überwachungs- oder Angriffszwecke, aber irgendwer kann mir sicher erklären, welchen nützlichen Zweck die Dinger erfüllen und warum man sie selber bauen können soll.

Arduino

Ich kopier mal aus Wikipedia:

Die Arduino-Plattform ist eine aus Soft- und Hardware bestehende Physical-Computing-Plattform. Beide Komponenten sind im Sinne von Open Source quelloffen. Die Hardware besteht aus einem einfachen I/O-Board mit einem Mikrocontroller und analogen und digitalen Ein- und Ausgängen. Die Entwicklungsumgebung beruht auf der Entwicklungsumgebung von Processing und Wiring, die insbesondere Künstlern, Designern, Bastlern und anderen Interessierten den Zugang zur Programmierung und zu Mikrocontrollern erleichtern soll. Arduino kann verwendet werden, um eigenständige interaktive Objekte zu steuern oder um mit Softwareanwendungen auf Computern zu interagieren (z. B. Adobe Flash, Processing, Max/MSP, Pure Data, SuperCollider, diversen Skriptsprachen, Terminal, vvvv etc.). Arduino wird intensiv an Kunsthochschulen genutzt, um interaktive Installationen aufzubauen.

Soweit ich das verstehe, kann man mit den verschiedenen Bauteilen Inputs aus der Umgebung, wie Temperatur, Licht, Bewegung, usw. messen, diese an einen Rechner senden, der dann benutzerdefiniert Lichter, Motoren oder was immer in Gang setzt. Ist also ein elektronisches Steuerungssystem mit dem man verschiedenste Dinge betreiben kann.  Zum Beispiel wird das Tool für viele 3D-Drucker verwendet.

Und nun zu den Projekten, die für „normale“ Menschen leichter nachvollziehbar sind.

Häuser und Möbel

Viel tut sich im Bereich der Innen- und Außenarchitektur, wenn es auch hier eher um „open design“ geht, also um Baupläne, die heruntergeladen und verändert werden können. Da gibt es z.B. Wikihouse, Domerama und Open Design Möbel von Filson and Rohrbacher, SketchChair oder OpenDesk.

Man kann die Daten aber auch direkt in CNC-Maschinen importieren und erhält dann die fertig ausgeschnittenen Bauteile.

Im Wasser und in der Luft

Das Protei-Projekt ist ja schon länger Teil meiner Vorträge. Cesar Harada hat begonnen, ein Segelboot zu entwickeln, mit dem man die Wasseroberfläche nach Ölunfällen besser, billiger udn ohne Menschen zu gefährden reinigen kann. Herausgekommen ist eine sehr aktive Plattform von Technikern, Bastlern, Konstrukteuren und Forschern, die innerhalb kurzer Zeit eine ganz neue Segeltechnologie entwickelt haben.

Besonderes Interesse scheint auch an Unterwasser-Robotern zu bestehen. Daran werkt das Projekt OpenRov.

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Neben den oben schon genannten Drohnen werden auch Flugzeuge auf diese Weise entwickelt und zwar bemannte und unbemannte.

Und wenn man bei all diesen Dingen natürlich nach der Sinnhaftigkeit fragen kann, dann ist diese beim nächsten Projekt eindeutig da: Robohand, eine Prothese aus dem 3D-Drucker.

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Und ein neuer Bereich, der gerade erst im Entstehen ist, sind Räume für „Bio-Hacking“, die die Erforschung chemischer und biologischer Prozesse aus den Elfenbeintürmen der Wissenschaft hinausbringen und für alle Interessierten zugänglich machen. Da ist La Paillasse in Paris, aber man muss gar nicht immer so weit in die Ferne schweifen. Da gibt es nämlich auch das OpenBioLab in Graz, das am Sonntag den steirischen Elevate-Award gewonnen hat. Auf der Webseite heißt es

Anfang 2013 hat sich eine Gruppe ambitionierter Studenten aus den Bereichen Molekularbiologie, Pharmazie, Telematik und Biotechnologie sowie privat Interessierter geformt, um eine außergewöhnliche Idee zu realisieren: Die Gründung eines offenen Gemeinschaftslabors für Molekularbiologie – von Forschungsbegeisterten für Forschungsbegeisterte.

Wir unterhalten ein für Interessierte rund um die Uhr frei zugängliches Labor, in dem Platz ist für kreative, gemeinschaftliche, fächerübergreifende Projekte, Freude an der Forschung, sowie Lernen von und miteinander. Nicht nur als Hobby, sondern auch als Innovations- und Talenteschmiede, die als wertvolle Ergänzung zur universitären Bildung dienen soll. Die nötige Ausrüstung wurde und wird laufend über Spenden, Eigenentwicklungen (Thermocycler, Bioreaktor, 3D-Bioprinter) oder aus nicht mehr benötigten Altbeständen organisiert. Während es in anderen Fachbereichen wie Elektronik bereits viele entsprechende Initiativen gibt (in Wien z.B. das ‚Metalab‘), kann man frei Labore für Molekularbiologie in ganz Europa an einer Hand abzählen, sogar weltweit finden sich nur unwesentlich mehr. Sie wurden unter Begriffen wie „DIY-Bio“ oder „Bio-hacking“ bekannt. Wir freuen uns, in Graz eine österreichweite Vorreiterrolle einnehmen zu können. Begeisterte Mitwirkende aus anderen Teilen Österreich und sogar dem nahen Ausland unterstreichen dies.

Die Projekte sind von den Ideen und der Entstehung her sehr unterschiedlich. Das Interessante an allen ist aber, dass Menschen daran mitarbeiten weil es ihnen Spass macht, aus Begeisterung, aus Interesse aus der Lust am kreativen Tun – und ganz ohne irgendwelchen Zwang und ohne Chef. Und das was gebaut wird, entspringt natürlich einem Bedürfnis derer, die daran mitarbeiten – auch wenn ich das nicht in jeden einzelnen Fall nachvollziehen kann. Ich denke, diese Art die Dinge zu entwickeln und produzieren, die wir zum Leben brauchen ist nicht mehr aufzuhalten und wird die Gesellschaft ganz wesentlich verändern, wenn auch noch nicht klar ist, wie.