Dieter Schrage ist tot. Über sein Leben und seine Verdienste wird sicher noch von berufeneren Leuten geschrieben werden. Als erst spät in die „alternativ-politische“ Szene Eingetretene habe ich ihn erst vor wenigen Jahren kennen gelernt, als in der „Provinz“ Wohnende nur selten getroffen. Trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – hat er mich jedes Mal sehr beeindruckt. Daraus lässt sich noch keine Berechtigung ableiten, einen Nachruf zu schreiben, aber ich habe das Bedürfnis, meine Wertschätzung auszusprechen und festzuhalten.
Obwohl schon über Jahrzehnte politisch aktiv, schien er nicht frustriert oder verbittert, wie viele andere der sogenannten 68er Gerneration – er hat sich aber auch nicht dem Mainstream angepasst, sondern war widerständig und unbequem geblieben und vertrat einen radikal herrschaftskritischen Ansatz. Er war keiner, der immer alles schon gewusst hatte, er schien mir – trotz seiner Gehbehinderung – immer energiegeladen, neugierig und offen für neue Entwicklungen und neue Ideen aus den sozialen Bewegungen. Das letzte Mal traf ich ihn noch vor wenigen Wochen beim Auftakttreffen für den Solidarische Ökonomie Kongress 2012, bei dessen Vorbereitung er sich engagiert hatte.
Die bei uns so häufig anzutreffende pessimistische Stimmung, es sei doch sowieso alles umsonst, hat er – zumindest in meiner Gegenwart – nie verbreitet. Trotz der vielen Jahre in Wien scheint er mir in dieser Hinsicht ganz und gar „un-österreichisch“ geblieben zu sein, dafür möchte ich mich bedanken! Und wenn auch sein Tod eine schmerzliche Lücke hinterlässt, finde ich es doch schön, so sterben zu können – hinauszugehen aus der Mitte eines Lebens, das bis zum Ende von Tatendrang und Engagement für eine bessere Welt erfüllt war. Lasst uns das als Ermutigung sehen für das eigene Leben, um an dem gemeinsamen Ziel weiter zu arbeiten!