… auch wenn ich’s nicht verstehe, dass du jetzt schon gehen musstest! Kannst du nicht aufpassen, wo du hintrittst? Aber, wenn es denn sein musste, dann möchte ich wenigstens „DANKE“ sagen. Ohne dich wäre mein Leben nicht so wie es ist, es wäre vermutlich langweilig und ziemlich sicher prekär, mit meiner Mindestpension.

Du hast mir nicht nur die Richtung gewiesen, in die es gehen konnte, beim Elevate Festival 2008, als ich gerade auf der Suche war nach einer Neuausrichtung. Dein Vorbild hat mir den Mut gegeben, meinen ungeliebten Job zu kündigen um als „freiberufliche Weltverbesserin“ durchzustarten. Und das Vorbild allein hätte auch nicht gereicht – du hast mir Aufträge weitergegeben, mich in deine Projekte involviert. In den letzten Jahren, seit ich „Rentnerin“ bin, habe ich mich vermehrt anderen Themen zugewandt, aber auch noch begonnen mehr zu reisen, ganz ohne politische Absicht, da haben wir uns selten gesehen. Vor wenigen Monaten sind wir wieder bei NOW zusammengkommen. Bei einem Treffen in Greene im Oktober haben wir uns noch einmal gesehen – was für ein Glück! Als ich aber den Nachruf der Heinrich-Böll-Stiftung gelesen hab, hatte ich es wieder vor Augen: nahezu bei allen dort aufgezählten Aktivitäten durfte ich dabei sein. Mit deiner Energie, deiner Zielstrebigkeit hast du mich mitgerissen. Deine Fähigkeit Menschen zu begeistern, zu vernetzen, zu motivieren war unvergleichlich. Wir waren bei vielen Veranstaltungen gemeinsam, wir haben drei Sommerschulen zusammen „geschupft“. Es war eine großartige und für mich ganz wichtige Zeit. Als ich Texte für dein erstes Buch aus dem Englischen übersetzen durfte – ganz ohne entsprechende Ausbildung – hat sich mir durch deine sprachliche Genauigkeit auch die deutsche Sprache neu erschlossen. Die gemeinsame Arbeit – nicht nur aber vor allem mit dir – am Commonskonzept und die Nähe zur Praxis hat mich als Mensch verändert und mein ganzes Leben beeinflusst. Als ich die anderen Nachrufe und Erinnerungen gelesen habe, ist mir erst klar geworden dass es vielen Menschen so ging.

Ich kann mir die Welt – zumindest die, in der ich mich bewege – gar nicht ohne dich vorstellen. Ich denke, es gibt wenig Menschen, von denen man sagen kann, sie hätten die Welt um so viel besser zurückgelassen, als sie sie betreten haben. Du hast so viele Menschen bereichert, du hast uns so viele Geschenke zurückgelassen und du hast so viele Fäden in der Hand gehalten. Aber vielleicht ist es genau das, was uns jetzt als Aufgabe bleibt:

Vielleicht warst du so etwas wie die Commons-Übermutter. Wir haben uns alle auf dich verlassen. Ich hab grad keine Zeit, keine Lust an dem Thema dranzubleiben, auch andere Dinge verlangen ihr Recht in meinem Leben – aber kein Problem, Silke macht schon. Wer plant das nächste Treffen? Wer schreibt den gewünschten Text? Wenn sich niemand meldet, dann eben Silke. Wir sind jetzt selbst verantwortlich für die Geschenke, die du uns zurück gelassen hast. Ich hoffe, wir können so damit umgehen, dass du zufrieden wärst.