Die Ereignisse überschlagen sich.
Gestern, etwa um halb acht MESZ hat Israel die Flotte angegriffen und einige der größeren Schiffe geentert. Sie werden nun zum israelischen Hafen Ashdod begleitet und von dort ihn ihre Herkunftsländer geschickt.
Weil es aber viele Schiffe sind, darunter auch kleine, sind etliche weiter gefahren, bis heute Mittag wurden alle Schiffe bis auf eines festgesetzt und über 400 Menschen verhaftet. Gerade erreicht uns die noch unbestätigte Nachricht, dass ein kleines Schiff mit dem Namen Mikeno in Gaza angelegt habe.
Bestätigt ist, dass 45 weitere Schiffe aus der Türkei aufgebrochen sind. Die israelische Marine dürfte noch eine Zeit lang beschäftigt sein.
Sofort nach Bekanntwerden des Angriffs sind Menschen in vielen italienischen Städten, aber zum Beispiel auch in Berlin auf die Straße gegangen, haben zeitweise die Bahnhöfe blockiert. Sogar in Wien gab es eine spontane Kundgebung. Für morgen ist ein italienweiter Streik angekündigt und für Samstag ist schon lange eine Demonstration in Rom geplant, die wird unter diesen Umständen wohl riesig werden.
All das wurde live gestreamt, das ist sicher ein Grund für den Medienerfolg. Bis kurz nach dem Angriff direkt von den Booten, danach teilweise vom italienische Fernsehen. Auch im ORF kam zumindest recht schnell die Meldung.
Derzeit gibt es einen Liveticker im Indipendente.
Ältere Livestreams können hier nachgesehen werden: https://globalsumudflotilla.org/live/
Im italienische Fernsehen gab es heute morgen ein Interview mit dem Außenminister Trajani, das ich euch nicht vorenthalten will (italienisch nachzulesen hier: m.facebook.com/groups/660055036578428/posts/682995727617692)
Es wird darin klar, dass das italienische Außenministerium nicht nur über den Angriff informiert war, sondern ihn sogar mit geplant hat. „Wir haben Israel gebeten, die Flotte nicht in internationalen Gewässern abzufangen“, meinte er.
Darauf der Interviewer: Aber, war denn das nicht im internationalen Gewässer?
Trajani wirkt daraufhin ziemlich konfus, bekommt keine geraden Satz heraus und sagt schließlich etwas das klingt wie „Ja, ich denke, es könnte sein, dass es vielleicht in internationalem Gewässer passiert ist“
War das ihrer Meinung nach legal?
T: es gibt da viele Diskussionen dazu …
Ich kenne die Dikussionen, ich möchte gerne ihre Meinung hören.
T (windet sich immer noch): Nein. Meiner Meinung nach wurde internationales Recht gebrochen, und dieses Recht ist wichtig. In der Diskussion geht es darum, zu verstehen, ob es legitim ist. Jedenfalls ist das Recht wichtig, aber nur bis zu einem bestimmten Punkt. Israel kann niemanden durchlassen, hier ist ein Kriegsgebiet, und der Flottila die Durchfahrt zu erlauben, würde heißen, der Hamas ein Zeichen der Schwäche zu geben.
Hier endet das Transkript – es gibt da offenbar mehr Empathie mit dem israelischen Machtbedürfnis als mit den Menschen, die in Gaza sterben …
Die Person, die es auf Facebook gepostet hat, meint dazu: wir sind auf dem Tiefpunkt angelangt, tiefer geht es nicht mehr. Als gelernte Österreicherin teile ich den Optimismus nicht. Bin aber auf jeden Fall gespannt auf die nächsten Tage.