Ich bin grad ein bissl im Schwanken – soll ich diesen Beitrag nun unter Commons oder unter Reiseberichte ablegen? Oder ist das ohnehin alles das Gleiche? Lassen sich Commons am besten bereisen? Wie dem auch sei, eines ist sicher: die schönste Woche dieses Sommers fand im Herbst statt. Acht Tage warmes, sonniges, trockenes Wetter, das hatten wir den ganzen Sommer nicht, das tat richtig gut zum Auftanken für den Herbst und Winter. Dass ich viel zu warme Kleidung mit hatte und immer nur die beiden kurzärmligen T-Shirts trug und dann abends immer waschen musste, tat der Begeisterung keinen Abbruch. Aber, auch wenn das Wetter wichtig ist, so braucht es doch mehr für eine wunderbare Woche.

Los ging es am 26. September von Graz Richtung Innsbruck.

Abends eine geplantermaßen „hitzige Diskussion“ über Commons bei der Diözese Innsbruck. Untergebracht waren wir in luxuriösen Zimmern im Haus der Begegnung und am Samstag bekamen wir eine Privatführung durch die Innsbrucker Gemeinschaftsgärten von Margret Holzer. Sechs Gärten gibt es in der keinen Stadt Innsbruck, vier davon haben wir gesehen. Der letzte, das „Waldhüttl“, ist mehr als ein Garten, es ist – laut Selbstbeschreibung – „Ein Dach für Mensch und Seele“, für Roma. PilgerInnen, HelferInnen, Naturliebhaber, BesucherInnen u.v.m. Wir sind gerade rechtzeitig gekommen, um die letzten Handgriffe für das neue Tipi zu verfolgen. Am Abend gab es dann den „Schwarzmarkt des Wissens“, eine Methode, die mir sehr gut gefallen hat und die Idee des Wissens als Commons und die Überzeugung, dass alle etwas Wichtiges wissen, hochhält.

Auch am Sonntag noch wunderbares Wetter und Silke entschwebte mit der Seilbahn auf die Nordkette, während ich mich in den Zug nach Stuttgart setzte, wo ich am Montag abend einen Commons-Vortrag auf Einladung der Anstifter halten sollte. Davor aber, noch am Sonntag nach meiner Ankunft, machten wir einen Ausflug auf die Felder der SoLaWi Stuttgart am Reyerhof. Am Montag – immer noch heiß, wie im Sommer – erkundete ich Stuttgart anhand der „Stuttkarte“ aus der Zeitschrift „Übermorgen“. Und weil ich einfach viel zu warm angezogen war, musste ich immer wieder mal in einem schattigen Park Zuflucht suchen. Abends fand die 240. Montagsdemo gegen das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 statt (anhand der Bäume im Stuttgarter Schloßpark hat ja Rainer Rilling vor vier Jahren den Unterschied zwischen öffentlichen Gütern und Commons expliziert – nachzulesen hier) und anschließend ging es in den Kunstverein, wo der Vortrag stattfand.

Am Tag darauf machte ich mich auf in die Schwäbische Alb, genau genommen nach Bad Urach. Ich hatte zufällig einen Artikel über den Albsteig gelesen und der hatte mich so begeistert, dass ich dachte, wenn ich schon in der Gegend bin, dann kann ich mir das nicht entgehen lassen. Am ersten Tag erkundete ich die Stadt und ihre Umgebung, die Fachwerkhäuser, die Kuranlagen und die Ruine Hohenurach, am Tag darauf legte ich eine Etappe das Wanderweges zurück mit viele wunderbaren Aussichtspunkten und der Burg Hohenneuffen als Höhepunkt. Am Abend traf dann auch Uli ein und wir begaben uns am darauffolgenden Tag auf den Wasserfallsteig, eine Wanderung wie aus dem Bilderbuch. Der Uracher Wasserfall, der höchste Wasserfall der schwäbischen Alb, traumhafte Aussichtspunkte

Aussichtund noch der Gütersteiner Wasserfall, wo vor vielen Jahren mal ein Kloster stand, später dann die erste Wasserleitung auf die Alb gebaut wurde und damit die Wasserknappheit dort oben beendete.

Wanderwege und solche Natur- und Kulturdenkmäler, die frei zugänglich sind und trotzdem gut gepflegt werden, ohne Tourismusattraktionen um jeden Preis daraus zu machen, sind für mich sowieso Commons par excellence. Und nun sitze ich zu Hause, blättere in den Prospekten, die ich mitgebracht habe, und was lese ich da? Die Ermstalbahn, die von Reutlingen nach Bad Urach fährt, ist eine Privatbahn – allerdings:

Sie wurde von den örtlichen Bürgern und der Kommune finanziert. Später vom Staat in den Niedergang geführt, ging sie 1999 zum zweiten Mal an den Start: wieder als „Bürgerbahn“, wieder aus eigener regionaler Kraft.

Am letzten Abend haben wir uns noch bei der Live Musiknacht Bad Urach vergnügt – naja, ein Commons war das gerade nicht, aber sehr kommerziell ging es auch nicht zu, ich würde es eher unter der Rubrik „lokale Märkte“ einreihen.