Nun bin ich also seit Tagen in Umbrien unterwegs. Und wenn sich natuerlich die Landschaft nicht schlagartig aendert, im Ganzen gesehen ist schon vieles anders. Nur die ersten Tage war ich noch im Gebirge, aber auch hier gab’s schon Veraenderungen: weniger Bewuchs, mehr Sand und Fels, die Baeume sind kleiner, knorriger, das heisst auch weniger Dornengestruepp, weniger Schatten aber auch mehr Aussicht, und die ist teilweise grandios.
Ein Stueck ging ich entlang des „Sentiero Italia“, das ist ein Wanderweg, der durch alle italienischen Gebirge von den Alpen ueber den Apennin bis nach Sizilien fuehren soll und derzeit bis in die Abruzzen markiert ist. Es war einer der Wege, die ich bei der Vorbereitung in Erwaegung gezogen hatte. Der Zustieg zu diesem Weg war teilweise spektakulaer, mit wilden Stein- und Sandformationen, dazwischen knorrige Eichen und Kiefern. Der SI selbst an dieser Stelle eine eher oede Schotterstrasse (via stirrata – falls ihr es noch nicht bemerkt habt, dieser Blog ist auch ein Italienisch-Kurs 😉 ), die am Grat entlang fuehrt.
Spaeter ging es dann ins Huegelland, hier ist alles ein bisschen gemuetlicher, es gibt kaum diese grossen, eingezaeunten Grundstuecke wie in der Toscana, sondern hauptsaechlich ganz „normale“ Bauern. Die Landwirtschaft ist hier auch nicht so intensiv, alles in allem ist es viel leichter schoene Zeltplaetze zu finden. Auch das mit dem Wasser ist kein Problem, weil ich immer wieder an Bauernhoefen vorbei komme. Trotzdem schleppe ich immer ziemlich viel mit, weil ich merke, dass ich es brauche bei der Hitze und fuelle die eine Wasserflasche immer schon, auch wenn die andre noch nicht leer ist. Und heute, vor Assisi, hat sich die Landschaft wieder ein wenige geaendert, die Wiesen sind braun, was aber auch mit dem Fortschreiten der Jahreszeit zu tun haben koennte, die Strassen noch ein wenig staubiger.
Das Gehen ist inzwischen schon zur Gewohnheit geworden, es hat seinen Eigenwert ein bisschen verloren und Platz gemacht fuer mehr Betrachtungen nach innen und nach aussen, der eigenen Wahrnehmung und dessen was etwas abseits des Weges liegt. Zweiteres wurde wohl auch dadurch bewirkt, dass sich die Umgebung geaendert hat. War ich frueher hauptsaechlich im Gebirge unterwegs, wo es eben nichts zu sehen gab, als die Natur, durch die ich ging, komme ich jetzt immer wieder durch Staedte, die viel zu schoen sind, als dass man sie sozusagen im Voruebergehen mitnimmt. Von Pietralunga hab ich ja schon berichtet, ist eine schoene, kleine mittelalterliche Stadt auf einem Huegel, dann kam Gubbio. Diese Stadt ist einfach unbeschreiblich, man muss sie gesehen haben. Ich bin dort wieder einen Tag geblieben und habe deine Gruesse ausgerichtet, Tina. Und aus allen Winkeln und Gaesschen habe ich es fluestern gehoert, dass sie sich an dich erinnern und dich auch schoen gruessen lassen. Ich war auch im Museum und habe mir die iguvinischen Tafeln angeschaut. Dann Valfabbrica, hier gab es nicht so viel zu sehen, das war eher ein Erholungstag (in den Staedten herumzulaufen macht mich meist mueder als wandern) und jetzt Assisi. Ich habe also etwas getroedelt auf diesem zweiten Viertel des Weges nach Rom.
Sich Assisi von Norden zu Fuss zu naehern hat seinen eigenen Reiz. Die Stadt liegt auf dem Suedabhang des Huegels, nur die Burg Rocca Maggiore, die ganz oben liegt, sieht man schon von Weitem, dann immer mehr der Kirchen und Haeuser, die um die Ecke oder oben drueber schauen, die Stadt selbst sieht man aber erst, wenn man um die Ecke biegt und vor dem Stadttor steht. Und hier gibt es wieder viel zu sehen!
Und wenn auch die Euphorie der Anfangszeit etwas abgeklungen ist, das Gefuehl, dass es einfach schoen ist hier unterwegs zu sein, dass es mir gut geht und einfach alles passt, hat sich noch gehalten – zumindest die meiste Zeit. Und das obwohl natuerlich im Lauf der Zeit auch immer wieder irgendetwas Unangenehmes passiert, irgendwas schief laeuft und sich auch manche Widrigkeiten einstellen.
Angefangen hat es in Arezzo. Die Jugendherberge, die ich suchte, gab es nicht mehr, dann hat ploetzlich meine Bankomatkarte nicht funktioniert. 3 Automaten musste ich ausprobieren, bis ich Geld bekam, da bin ich ziemlich ins Schwitzen gekommen. Was, wenn das in einem kleinen Ort passiert, wo es nur einen Bankomaten gibt? Nie wieder warte ich bis ich nur mehr 20 € im Geldtaschl hab!
In Arezzo hatte ich auch einige Dinge, Buecher, Karten, die ich nicht mehr brauchte, mit der Post nach Hause geschickt. In Italien muss man sich am Postamt eine Nummer ziehen und dann meist ziemlich lange warten. Erfahren, wie ich mich schon glaubte, hab ich zuerst eine Nummer gezogen und bin dann erst dorthin gegangen, wo man die Kuverts kaufen kann. Da hab ich bemerkt, dass ich schon die uerbernaechste Nummer hatte. Ich musst noch das Kuvert beschriften, die Sachen zum Wegschicken raussuchen – es ist sich noch ausgegangen. Am naechsten Tag, als ich meine Karte rausnehmen wollte um nach dem Weg zu sehen, war sie nicht mehr da, war wohl auf dem Weg nach Graz.
Dann hat es in der Nacht geregnet und ich habe bemerkt, dass mein Zelt nicht mehr wasserdicht ist. Am Anfang war es so, dass das Wasser abgeperlt ist, man konnte es schuetteln und dann war es schon halb trocken und den Rest konnte man abwischen. Jetzt saugt sich das Gewebe an und das Wasser rinnt auch innen runter. Das Zelt schaut dann aus wie der sprichwoertliche „nasse Fetzen“.
Im naechsten Ort hatte das Restaurant, bei dem man laut Fuehrer zelten durfte, geschlossen. Ins freie Gelaende wollte ich nicht mehr mit meinem Zelt, weil es wieder nach Gewitter aussah, also hab ich mir zum ersten Mal ein Hotelzimmer genommen und habe dort so gut geschlafen, wie schon lange nicht mehr.
Und fuer die naechsten Etappen hatte ich keine Karte bekommen, es gab auch keine Markierung und es kam wie es kommen musste, ich verlor den Weg und hatte keine Ahnung, wo ich war und wo ich hin musste. Mit Suchen und Fragen bin ich trotzdem immer ans Ziel gekommen, allerdings mit vielen Umwegen.
Und totzdem hatte ich am Abend immer dieses positive Gefuehl, dass es mir einfach gut geht. Und ich denke, es ist vielleicht gerade die Ungewissheit, dass man nicht genau weiss, was morgen sein wird, was es interessant und auch ein positives Erlebnis draus macht. Wenn alles perfekt durchorganisiert waere, waer’s vermutlich fad. Erst die Erleichterung, dass es doch funktioniert hat, die Freude und der Stolz ueber den selbstgefundenen Weg, die Erfahrung, dass die ungeplante Loesung vielleicht sogar besser war als die geplante, machen das Positive, das Bereichernde, aus. Etwas, das vielleicht auch fuers taegliche Leben anwendbar ist?
Aber auf die Dauer gibt es natuerlich auch andere Stimmungen und das kann ziemlich ploetzlich gehen. Als ich nach Pietralung kam, war zu Mittag die Welt noch in Ordnung, als ich gegen Abend die baumlose Asphaltstrasse nach Osten, also mit der Sonne genau im Ruecken, hinaufstieg hatte ich ploetzlich – das erste Mal seit mehr als 2 Monaten – das Gefuehl „ich will nicht mehr, ich will hier weg“. Fluchtgedanken gingen mir durch den Kopf, mit dem Bus nach Gubbio fahren, keine Pause machen, so schnell wie moeglich weg von hier. Aber ich habe schon gewusst, das ist eigentlich keine Loesung. Mir wurde ploetzlich bewusst, dass ich die letzten drei Tage praktisch pausenlos gegangen war, nichts mehr mit Pausen und „ich habe alle Zeit der Welt“. Ich hatte durch die Umwege und das Weg suchen doch ziemlich viel laenger gebraucht, war mehr auf heissen Asphaltstrassen gegangen und hatte viel mehr Hoehenmeter gemacht und das Gefuehl gehabt, ich muesste die verlorene Zeit einholen. Als ob man Zeit verlieren koennte! Hatte meine koerperliche Schwaeche zu Beginn durch das Motto „wo es mir gefaellt, bleibe ich“ aus der Not eine Tugend gemacht, so ist durch die zunehmende Leistungsfaehigkeit (ich kann jetzt auch mit Rucksack schneller, laenger, weiter gehen) wieder Leistungsdenken und Zielerreichung in den Vordergrund getreten. Und in der Stresssituation hat dann vollends dieser sportliche Ehrgeiz und dieses Trotzverhalten, dieses „jetzt erst recht!“ und „ich schaffe das auch ganz alleine“ und wenn es sein muss, mit dem Kopf durch die Wand und ohne Ruecksicht auf meine Gesunheit, die Oberhand gewonnen. Auch das eine Reaktion, die aus anderen Situationen gut kenne.
Am Vortag war ich zu Mittag an einem wunderschoenen Platz, mit netten Menschen, die mir den Weg gezeigt haben, mir Wasser gegeben haben, ich haette dort sicher auch bleiben koennen. Beim Weitergehen hat es mir noch leid getan, dass ich hier nicht bleiben konnte, aber ich musste ja heute noch auf die Bocca Seriola!?!? Warum bloss, wer trieb mich dazu? Ich haette ja auch denken koennen, ich habe den Weg suchen muessen, habe laenger gebraucht, komme ich eben einen Tag spaeter dorthin.
Die Folge dieser Erkenntnis waren dann die 3 Tage in Pietralunga. Dort habe ich ein deutsches Paar getroffen, mit denen ich in Arezzo schon einmal kurz gesprochen hatte. Sie fragten, wo ich heute hinginge, ich sagte, heute bleib ich da, heute ist der Palio. Da meinten sie, dafuer haetten sie leider keine Zeit, sie wollten nur schnell etwas zu Essen kaufen, dann weitergehen. Sie hatten heute noch einen langen Weg vor sich und „Bis Donnerstag muessen wir in Assisi sein“. Genau das hatte ich vermeiden wollen und hatte es gerade noch bemerkt, dass ich am besten Weg war, es zu vergessen.
Das mit dem Zelt ist allerdings wirklich unangenehm. Ich habe im Schuhgeschaeft eine Dose Impraegnierungsspray gekauft und ueber mein Zelt versprueht, die Wirkung war nicht umwerfend. Beim naechsten starken Gewitter war klar: es regnet auch im Zelt, nicht so stark wie draussen, aber ein feiner Spruehregen ergiesst sich ueber alles. Ich habe meine Sachen im Zelt auf einen Haufen gelegt, den Poncho drueber gebreitet und mich selbst mit der Regenjacke in die Mitte gesetzt. Die naechste Nacht, die letzte in Pietralunga, habe ich im Buero des Campingplatzes verbracht und die Gelegenheit genutzt, die Fotos ins Netz zu stellen. (Entschuldigung fuer die Rechtschreibfehler in dem Beitrag, die spaete Stunde und der Wein davor …)
Es ist euch sicher nicht entgangen, ich habe auch eine emotionale Beziehung zu meinem Zelt. Aber es ist mir natuerlich klar, dass ein Zelt, vor allem in dieser Gewichtsklasse, keine Dauerwohnstaette ist, das duenne Gewebe nuetzt sich einfach ab, auch die UV-Strahlung schadet ihm. Dass es aber nicht einmal einen Sommer gehalten hat, stimmt mich traurig. Aber auch objektiv betrachtet, hat ein Zelt, in dem es regnet, wenig Gebrauchswert sonden mehr dekorativen und psychologischen Nutzen. Es sieht huebsch aus und gibt bei trockenem Wetter das Gefuehl der Sicherheit. Wenn ich immer wenn es nach Regen ausschaut ein Zimmer nehmen muss, belastet das mein Budget sehr. Wenn das Wetter sich verschlechtern sollte, waere das wirklich ein Grund, frueher nach Hause zu kommen. Aber mal abwarten was das Leben so fuer mich bereithaelt, keine Ziele, keine Plaene, keinen Druck ;-).
Inzwischen habe ich meinen Zeitrhythmus wieder gefunden, dafuer war es etwas anderes, was ich gerade beim Palio besonders bemerkt hatte: ich hatte mich schon seit langem mit niemandem mehr wirklich unterhalten. Das lag weniger daran, dass es keine Leute gab, mit denen ich haette sprechen koennen, sondern dass ich die Sprache nicht so beherrsche, dass ich wirklich an einem Gespraech teilnehmen, ueber Dinge sprechen koennte, die mir wichtig sind, die mich interessieren. Auch wenn die Menschen nett sind, ueber das taeglich Notwendige gehen Gespaeche kaum hinaus. Es geht nicht darum, dass ich das Alleingehen nicht mehr mag, das ist schon ok, sondern dass ich mich nicht ausdruecken kann, wenn ich Menschen treffe. So bleibt so vieles ungesagt und ungefragt und durch diese reduzierte Sprache fuehle ich mich auch als Mensch, in meiner Identitaet, reduziert. Ich habe einfach das dringende Beduerfnis, mit jemanden „richtig“ zu reden, egal mit wem und ueber was. Das hatte ich zu Mittag in mein Tagebuch geschrieben, am Abend schon wurde der Wunsch erfuellt:
Ich wollte nach meiner Mittagspause gerade wieder aufbrechen, als es zu donnern und zu regnen begann. Mein Weiterweg wurde immer wieder davon unterbrochen, dass ich mich irgendwo unterstellen musste. Mir war klar geworden, dass ich nicht nach einem Zeltplatz, sondern nach einem Zimmer suchen musste. Es gab natuerlich die Moeglichkeit zu dem Hotel zu gehen, das im Fuehrer angegeben war und das ich in etwa einer Stunde erreicht haette. Ich wollte aber nicht schon wieder in ein Hotel, ich wollte was Billigeres. Und als ich mich gerade wieder bei einem Haus untergestellt hatte, kam eine Frau heraus, die ich fragte, ob es hier in der Naehe ein Zimmer zu vermieten gaebe. Ja, in Mocaiana, einem Ort in 1 km Entfernung, sei eine Pizzeria, dort werden auch Zimmer vermietet. Ich ging also hin, der Mann in der Pizzeria sagte nein, er haette keine Zimmer zu vermieten. Aber er ging drei Haeuser weiter, kopfte an Tueren und Fenster, rief nach einem Vic – und als dieser herauskam und mich sah, war seine erste Frage, ob ich Englisch spraeche – yes, I do!
Er war Schotte, hatte auf einer Bohrinsel gearbeitet und als er seine Arbeit verlor ist er hier in Italien gelandet und betreibt hier ein B&B. Heute allerdings ist er gerade nicht auf Gaeste eingestellt. Seine Freundin hat einen Agroturismo in der Naehe und er arbeitet heuer mehr dort, weil rund um sein Haus grad 3 Baustellen sind, die er Mietern nicht zumuten will. Drum hat er die Zimmer auch nicht wirklich aufgeraeumt, schleppt schnell noch ein paar Saecke und Schachteln raus, zeigt mir dann ein Bett, das angeblich frisch ueberzogen ist (bei naeherer Betrachtung bin ich mir dessen nicht so sicher und greife lieber auf meinen Schlafsack zurueck, das ist aber fuer mich auch ok) und meint, fuer 20 € auf Selbstversorgerbasis koennte ich gern hier schlafen. Ja, genau, das war es was ich wollte.
Er bot mir eine Tasse Tee an, wir sassen in der Kueche und unterhielten uns sicher eine Stunde lang. Ich war glaube ich noch nie in meinem Leben so froh, Englisch reden zu koennen, fuer (fast) alles was ich sagen will, Worte zu haben, wenn auch nicht immer ganz richtig, so doch fliessend, ohne immer wieder ueberlegen zu muessen, welcher Artikel, welche Endung, denn jetzt passend sei.
Dann war ich alleine in dem grossen Haus, hatte alles fuer mich: ein riesiges Badezimmer, eine perfekt ausgestattete Kueche, ein Wohnzimmer mit offenem Kamin, ein Balkon, jetzt leider unbenutzbar, weil nass, und alles sehr geschmackvoll eingerichtet. Ich bin mir sicher, wenn man ihn nicht im falschen Moment erwischt, sind auch die Zimmer ok. Das Haus ist es sicher wert, sich zu merken. Und Mocaiana selbst ist zwar ein Kaff, liegt aber sehr guenstig, mit guten Autobusverbindungen.
Am naechsten Morgen, als ich grad aufbrechen will, kommt er mit dem Fruehstueck. Frisches Brot, Tomaten aus dem Garten, Obst, Mehlspeise. Angesichts der Koestlichkeiten zoegere ich. „Sit down, make yourself another cup of tea, there’s no need to hurry!“ Und er hat recht. Ich habe nur noch etwa 2 Stunden bis Gubbio zu gehen, die Sonne hat sich auch noch nicht durch die Restwolken des gestrigen Gewitters gekaempft, also auch die Hitze ist kein Grund zum eiligen Aufbruch. Also zweites Fruehstueck, noch ein Plauscherl. Das Leben meint es eh gut mit mir, wenn ich es nur lasse. Die Dinge an mich herankommen lassen, mich nicht unter Druck setzen, nicht alles allein machen wollen, dann findet sich fuer alles eine Loesung. Ich bekam nicht nur ein billiges Zimmer und jemanden zum Reden, sondern auch jemanden, der mich daran erinnert, dass ich es nicht eilig habe. Warum mir das wohl selbst so schwer faellt, wo es doch von Anfang an so wichtig fuer mich war? Vorgestern in Valfabbrica in der Jugendherberge war noch ein belgisches Ehepaar, mit dem ich mich auch ausfuehrlich unterhalten habe, also auch dieses Beduerfnis ist fuers erste gestillt :-).
Ich hoffe, ich habe euch nicht zu sehr gelangweilt mit meinen Befindlichkeiten – deshalb nun noch ein paar Erlebnisse, die damit nichts zu tun haben – oder vielleicht doch, ganz trennen laesst sich das denk ich nicht.
Einmal ging ich gegen Abend durch ein kleines Dorf, Mignone, es besteht hauptsaechlich aus einer Burg und rundherum 5 oder 6 Haeusern, die aber alle liebevoll renoviert sind. Dazwischen lag eine kleine, ebene Wiese und weil mir das Dorf gefiel, fragte ich, ob ich hier zelten koenne. Da niemand etwas dagegen hatte, stellte ich mein Zelt auf und machte mich auf die Suche nach einem Brunnen um mich zu waschen. Ich traf eine Frau, die mir erzaehlte, dass etwa in 10 Min. Entfernung es einen Wasserfall gaebe, unter dem man auch baden koenne. Das entsprach genau meinen Wuenschen und ich machte mich auf die Suche. Es war wirklich perfekt: ein Wasserfall, darunter ein Becken etwa 1m tief. Ich planschte darin herum und schaute zum Wasserfall und das Moos und die Wasserpflanzen die dort wuchsen hatten so unterschiedliche Farben, es sah aus wie in einem Tropenhaus, nur die Wassertemperatur passte nicht ganz dazu, war aber schon ok. Wirklich ganz toll.
Als es dann finster wurde, bemerkte ich, dass ich genau im Lichtkegel einer Strassenlampe lag. Diese war naemlich nicht an einem Pfosten neben der Strasse angebracht, sondern auf der mir gegenueberliegenden Seite der Strasse ziemlich hoch oben an der Mauer der Burg. Und beleuchtete neben der schmalen Strasse auch genau meine Wiese. Nicht nur, dass es ein komisches Gefuehl war, ich kam mir vor, wie auf einer Buehne, bei dieser Festbeleuchtung konnte ich in der Nacht wirklich kaum schlafen. Aber haette ich nicht hier gezeltet, haette ich auch den Wasserfall nicht kennen gelernt …
Ich habe ja schon geschrieben, dass ich kurz vor Sansepolcro, im Tibertal an einem Fischteich uebernachtet habe. Gegen die Frueh zu, es war noch finster, fing ploetzlich im Teich ein Geplantsche und Gespritze an, ich dachte, ein Tier sei gekommen um zu trinken, oder Froesche spraengen in den Teich, ich konnte es mir nicht wirklich erklaeren und sehen konnte ich vom Zelt aus auch nichts. Und die Geraeusche hoerten auch nicht auf. Als es daemmrig wurde stand ich schliesslich auf, schlafen konnte ich sowieso nicht mehr, und sah erst einmal – gar nichts. Dann bemerkte ich, dass es die Fische waren, die ununterbrochen aus dem Wasser sprangen. Anscheinend fliegen um diese Zeit die Muecken so tief, dass sie sie leicht erwischen koennen. Als es hell wurde, war die Fruehstueckszeit der Fische vorbei und es wurde wieder ruhig. Es koennen jedenfalls auch Fische einen ganz ordentlich Laerm veranstalten!
Und dann war da noch die Geschichte mit der Tiberueberquerung. Man erreicht die Stadt Sansepolcro auf einer stark befahrenen Einfahrtsstrasse an einer Stelle, an der es ein Bar und ein Bushaltestelle gibt. Im Fuehrer waren 3 Varianten angegeben, wie man sie erreichen konnte: mit dem Bus, sicher eine gute Variante wenn man abends und muede ankommt, 3km die verkehrsreiche Strasse gehen, oder einen Umweg ueber Nebenstrassen zu nehmen, bei dem man durch den Tiber waten musste. Da ich zeitig aufgebrochen war (wegen der lauten Fische), erreichte ich die Stelle um 8 Uhr frueh. Das hiess erst mal ein zweites Fruehstueck in der Bar, dann entschied ich mich, weil auch das Wetter schoen und heiss war, fuer die Variante mit der Tiberdurchwatung. Und wirklich fuehrt dort eine Strasse zum Fluss, endet dort und schraeg gegenueber fuehrt wieder eine heraus. In der Naehe gibt es ein Reitzentrum, ich nehme an, dass diese Furt oft von Pferden benutzt wird. Im Fuehrer stand, dass das Wasser dort bis zu knietief sein kann. Ich dachte erst, um diese Jahreszeit muesste es ja ohnehin ganz seicht sein. Dass das nicht stimmte, merkte ich schon, als ich hinkam, dass die Definition „knietief“ aber sehr von der Koerpergroesse abhaengig ist, merkte ich erst als ich schon drinnen war. Mir ging es noch bis ueber den halben Oberschenkel und auch die Hosenbeine wurden nass. Aber da es ja eh heiss war, war es egal, lustig war es trotzdem!
Und heute habe ich mir Assisi angeschaut. Ich bin auch ueber meinen eigenen Schatten gesprungen und habe mir die langen Hosenbeine an meine Wanderhose gezippt, damit ich in die Basilika reindurfte. In Assisi gewesen sein, und dort nicht, das haette ja wohl nicht viel Sinn gemacht und es hat sich auch ausgezahlt. Trotzdem aergere ich mich immer ueber solche Dinge, ich bin sicher, Gott mag mich auch mit nackten Knien. Dann war ich auf der Festung, von der man auf dem naechsten Huegel schon Perugia sieht und kurz hab ich daran gedacht, mir die Stadt anzuschauen, mit dem Zug ist man in einer halben Stunde dort. Aber ich habe das Gefuehl, schon so viel gesehen zu haben, dass ich gar nicht viel mehr aufnehmen kann. Und dann kommt noch Rom! Langsam traue ich mich, es auszusprechen und aufzuschreiben. Ich habe mir einen Lonely Planet Fuehrer fuer Rom gekauft, damit ich der Fuelle von Eindruecken nicht ganz unvorbereitet gegenueberstehe. Leider hab ich nur einen italienischen bekommen, das ist derzeit meine Hauptlektuere, weil da brauch ich lange zum lesen.
Morgen geht zur Abwechslung wieder in die Berge, auf den Monte Subasio. Die Auswahl des Weges, am Rande des Apennin, hat sich wirklich als richtig erwiesen. Dadurch ist es sehr abwechslungsreich, mal im Gebirge, mal in der Ebene und dann wieder in den Huegeln dazwischen.
Und auf diesem geschichtstraechtigen und legendenumwobenem Boden ist sicher auch der franziskanische Gruss angebracht – pace e bene!
PS: ich weiss jetzt auch, wie das mit dem Palio ist. Das ist ein wertvolles Banner, das der Preis fuer diese Wettkaempfe ist. Die Wettkaempfe werden nach diesem Preis benannt und finden zwischen Stadtteilen aber auch zwischen Staedten statt.
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the other day a friend sent a riddle – perhaps it makes sense here as ell
„don’t wait around slowly going
nuts….get the hell out of there!!!!
Life is short – often easier said than done but sometimes huge decisions
turn out to be just baby steps….now I’m talking in riddles!“
and of course the actual question is: into and out of what.
Something to think about while walking further …