Der Südalpenweg war zwar ein gutes Training, aber es waren doch noch die vertrauten österreichischen Alpen, in denen ich seit meiner Kindheit unterwegs bin. Jetzt wartet Unbekanntes auf mich, andere Vegetation, anderes Klima. Wie heiß wird es sein? Wie stark wird es in der Nacht abkühlen? Wie ist das mit den Gewittern, kann ich sie einschätzen? Wie schaut es mit Trinkwasser aus? In der Karte sind zwar viele Bäche eingezeichnet, aber ob die um diese Zeit Wasser führen? Werden die Wege markiert sein, ist der Führer ausreichend? Wie wird es mir mit den Menschen gehen, mit der Sprache, die ich mehr schlecht als recht beherrsche? Neugierig und erwartungsvoll steige ich am Samstag, dem 4. Juli in den Nachtzug nach Mailand.
Von dort geht es weiter nach Genua, in die Stadt, die auch in der kurzen Geschichte der globalisierungskritischen Bewegung eine wichtige und traurige Rolle spielte. Es bedurfte des sinnlosen Todes eines jungen Menschen um die Bewegung und damit auch Attac allgemein bekannt und schließlich auch anerkannt zu machen. Von Genua kann man aber auch auf die Alta Via gelangen, die schon an der französischen Grenze beginnt und bis La Spezia geht.
Ich kann es kaum glauben, dass es erst wenig mehr als eine Woche ist, die ich hier bin. So intensiv war die Zeit, dass es mir schon viel laenger vorkommt. Und so Vieles gaebe es zu erzaehlen, dass es schwer faellt, anzufangen. Also am besten zuerst die Fakten: Die Via Alta fuehrt zum groessten Teil entlang von Bergkaemmen, die die Wasserscheide darstellen zwischen den Baechen, die in die ligurische Bucht entwaessern, und denen, die in die Poebene fliessen. Die Vegetation wechselt mit der Hoehe, ist unten natuerlich mediterran, so ab 800 m – und ueber dieser Hoehe bin ich eigentlich fast immer unterwegs – ist sie sehr aehnlich wie bei uns. Viel Wald – Kastanien, Eichen, Buchen, Kiefern, dazwischen Bergwiesen, felsige Abschnitte. Vor allem die Nordseite ist sehr waldreich und auch relativ feucht und kuehl. Die Frage mit der Temperatur ist somit leicht beantwortet: ausser der ersten Etappe von Genua weg, war es zum Gehen genau richtig, in der Nacht manchmal saukalt, um nichts waermer als bei uns in dieser Hoehe. Auch sonst sieht vieles aehnlich aus, es gibt viele Himbeeren, Erdbeeren, sogar ein paar Heidelbeeren, die immer ein willkommener Anlass fuer eine Pause sind. Und der Weg ist sehr gut markiert und beschildert. Wildschweine hab ich bis jetzt noch keine gesehen, obwohl man staendig von ihnen hoert und liest. Cinghiale (=Wildschwein) war auch das erste neue Wort, dass ich auf italienisch gelernt habe – noch in Genua.
Ich bin mit dem Schraegaufzug (so aehnlich wie die Schlossbergbahn in Graz, nur laenger) auf den Righi gefahren, ca. 250m hoch, dort faengt der Weg an. Die Strasse zum Aufzug habe ich leicht gefunden, ziemlich genau um 12 Uhr war ich oben. Ich wollte aber nicht gleich weggehen, sondern erst warten, bis es ewas kuehler wird. Der Righi ist ein Naherholungsgebiet fuer die Genuesen, viele Autos, viele schattige Sitzplaetze, schoene Aussichtsplaetze. Ich wollte mich ein wenig umschauen, ohne meinen Rucksack mitschleppen zu muessen und fragte einen Mann, der auf einer Bank sass, Gitarre spielte und dabei eifrig in seinen Noten blaetterte, ob er noch laenger da bleibe und ich meinen Rucksack bei ihm lassen koenne.
Als ich zurueckkomme, unterhalten wir uns noch ein bisschen. Er erzaehlt, dass auf dem Weg, den ich gehen will, frueher Salzschmuggler unterwegs waren, um das Staatsmonopol zu umgehen und keine Steuern zahlen zu muessen. Steuervermeidung – in uraltes Thema? Wann das war? Ah, tanti anni fa! Ok, dann wechseln wir halt das Thema und zwar zu den Wildschweinen.
Im letzten Winter gab es sehr viel Schnee in der Gegend, sogar in der Stadt selbst (das haben mir inzwischen noch andere Leute bestaetigt) und da kamen die Wildschweine bis in die Stadt herein. Zwar haben Polizei und Jaeger sie wieder eingefangen und in den Wald zurueck transportiert, aber einige sind noch immer da. Und was mache ich, wenn ich welche treffe? Einfach stehen bleiben, sie sind nicht gefaehrlich, ausser wenn sie Junge haben. Nein, nicht schon wieder, um diese Jahreszeit haben alle Tiere Junge. Ich beschliesse, mich nicht zu beunruhigen und es dem Hang der Italiener zur Dramatik zuzuschreiben. In den Buechern, die ich gelesen habe, wurde vor allem Moeglichen gewarnt, aber nicht vor Wildschweinen.
Etwa um 4 Uhr nachmittag gehe ich los. Die Stadt Genua war zu den Bergen hin gut befestigt, wie an einer Perlenkette reiht sich im Norden von Genua eine Festung an die andere, an einigen komme ich beim Aufstieg vorbei. Als ich meinen ersten Zielort erreiche sehe ich: erstens gibt es kein Wasser, zweitens finde ich keine ebenen Platz und auch die Station der Schmalspurbahn, die hier herauf fuehrt, kann ich erst nicht finden. Endlich finde ich sie doch, und neben der Haltestelle zwei Wohnhaeuser und eine nette ebene Wiese. Ich frage eine aeltere Frau, die vor dem einen Haus sitzt, ob ich da mein Zelt aufstellen kann. Ich darf – und nicht nur das: sie bietet mir erstens ein Bett an, was ich ablehne, und zweitens eine Dusche – was ich gerne annehme. Das ist ja wieder ein unglaublich guter Start! Die Frau aus dem Nebenhaus kommt herueber, sie hat gerade Kaese von einem Verwandten geholt und ich muss unbedingt ein Stueck mitnehmen. Ich stelle mein Zelt auf, dann kommt mich die Frau nocheinmal besuchen und laedt mich zum Abendessen ein. Ihr Mann und ihre Tochter sind inzwischen nach Hause gekommen. Auch der Mann erzaehlt von Wildschweinen, aber bei ihm klingt es ein wenig anders. Sie sehen zwar furchterregend aus, klingen auch so, aber sie sind harmlos, sie haben Angst vor Menschen – hoffentlich wissen das auch die Wildschweine!
Wie gesagt, mit ist keines begegnet. Dafuer die Tafeln, die ueberall im Wald haengen, dass in diesem Gebiet in den Monaten September bis Dezember, und zwar von Mittwoch bis Sonntag , Treibjagden auf Wildschweine abgehalten werden. Also keine guten Monate zum Wandern.
Dazwischen gibt es Tafeln auf denen steht, dass Jagen verboten ist, und das wechselt alle paar hundert Meter. Wie sollen sich die armen Viehcher da denn auskennen? Und es gibt auch Tafeln, die Schutzgebiete ausweisen, wo sowieso alles Moegliche verboten ist. Und es gibt auch noch einen anderen Grund, das Suchen von Pilzen und Beeren zu verbieten: proprietà privata. Aber da alles ist offensichtlich kein Hindernisgrund im Herbst ganz Ligurien zu einem einzigen Jagdgebiet zu machen, Treibjagd schlaegt alle anderen Ge- und Verbote!
Wo ich den letzten Tag unterwegs war, gab es offensichtlich einen besonders neidigen Besitzer – alle paar Meter hingen Tafeln an den Baeumen „vietato“ – „vietato“ – mich macht das ganz zornig, reicht es nicht, es einmal hinzuschreiben? Leider finde ich keine Pilze und ich habe auch ohnehin schon genug zu tragen. Aber als ich an einem Platz mit vielen Heidelbeeren vorbeikomme, muss ich doch eine Pause machen und der Pflicht zum buergerlichen Ungehorsam nachkommen.
Aber die positiven Erlebnisse ueberwiegen, auch wenn sie manchmal nicht so gut anfangen. Ich war wieder einmal mitten in der Wildnis, als es rundum zu donnern begann. Es gab weit und breit keine Schutzmoeglichkeit, also ging ich schnell weiter (inzwischen kann ich auch mit dem schweren Rucksack ziemlich schnell gehen, wenn es sein muss, allerdings mag ich meistens nicht), um vielleicht noch vor dem Gewitter ans Ziel zu kommen. Es war aber doch noch weiter als gedacht und dann begann es zu regnen, der Donner krachte direkt ueber mir und gerade zu dem Zeitpunkt fuehrte der Weg direkt auf den Grat. Also nichts wie ein Stueck runter, ich setze mich zwischen die Buesche auf den Boden, der zu dem Zeitpunkt noch trocken ist, denke dort auch ein bisschen vom Regen geschuetzt zu sein, was allerdings ein frommer Wunsch bleibt. Es schuettet wie aus Schaffln, wird auch ziemlich kalt dabei, zwischen die Regentropfen mischen sich Hagelkoerner. Blitz und Donner toben direkt ueber mir, ich habe das Gefuehl, direkt in der Gewitterwolke zu sein.
Inzwischen rann auch das Wasser auf dem Boden herunter, meine Hose wurde von unten nass (von oben waren ich und der Rucksack durch den Poncho einigermassen geschuetzt) und auch der Rucksack, der ja hinter mir auf dem Boden stand. Das Ganze dauerte vielleicht eine halbe Stunde, dann ging ich weiter, bald darauf kam die Sonne wieder heraus. Ich wechselte meine nasse Hose, die Kleidung im Rucksack war trocken geblieben. Sorgen machten mir nur die Schuhe – das Wasser war von oben hineingeronnen und bei jedem Schritt quatschte es. Die brauchen Tage, bis sie trocken werden!
Inzwischen freue ich mich auf was zu essen in dem Passort, der fuer heute mein Ziel ist, und weil schon wieder schwarze Wolken aufziehen, tendiere ich dazu, mir eher ein Zimmer zu nehmen. Als ich dort ankomme, ist aber erst einmal tutto chiuso. Das Gasthaus macht um halb acht auf, das Geschaeft um vier und Zimmer gibt es wahrscheinlich keine. Es besteht aber die Moeglichkeit, im Supermarkt zu fragen, vielleicht wuesste die Frau dort doch eines.
Ich haenge erst einmal meine nassen Sachen in der Bushaltestelle auf, weil es gerade wieder zu regnen beginnt und mache mich auf die Suche nach einem Zeltplatz, weil ich mich auf diese vage Aussicht nicht verlassen will. Wie ich so ein bisschen planlos herumstehe, bleibt ein Auto neben mir stehen und ein Mann fragt mich, ob er mir helfen kann. Ich erzaehle ihm, dass mich das Gewitter erwischt hat, dass ich einen Zeltplatz oder ein Zimmer suche. Er packt mich mitsamt meinen nassen Sachen in sein Auto, nimmt mich mit zu seiner Familie in den Nachbarort. Marco und seine Frau Simone bieten mir einen Diwan und einen Zeltplatz hinterm Haus an, da es inzwischen doch wieder schoen geworden ist, entscheide ich mich fuer den Zeltplatz. Sie stellen einen Waeschetrockner fuer mich in die Sonne, ich kann wieder duschen und natuerlich werde ich auch wieder zum Essen eingeladen. Dank einer alten Wochenedausgabe von La Repubblica, die ich am Abend in mehreren Durchgaengen in die Schuhe stopfe, sind sogar die am naechsten Tag wieder einigermassen benutzbar.
Die Familie wohnt die meiste Zeit des Jahres in Genua, nur die 3 Monate im Sommer, wo die Kinder Ferien haben, sind sie hier in ihrer Sommerwohnung – und das ist in fast allen diesen Bergdoerfern so. Nur sehr wenige Menschen wohnen mehr ganz hier, die meisten Haeuser werden als Ferienhaeuser genutzt oder verfallen ganz.
Und das ist auch ein Problem fuer mich. In meinem Fuehrer ist nur der Gratweg beschrieben, nichts rundherum. Die Unterkunfts- und Einkaufsmoeglichkeiten, die dort angefuehrt sind gibt es nicht mehr, die langen Etappen kann ich nicht einfach abkuerzen, weil es am Grat natuerlich auch kein Wasser gibt. Ich kaufe mir einen anderen, neuen, italienischen Fuehrer, er beschreibt auch die Wege, die zur Alta Via fuehren, wo es Ansiedlungen und Quellen gibt. Seitdem lerne ich Italienisch durch sinnliche Wahrnehmung:
impervio heisst unwegsam, ripido heisst steil, bosca intricata Dornengestruepp und faggeta Buchenwald. Und jetzt lerne ich auch noch andere Seiten des Landes kennen. Die klaren Bergbaeche, die zum Baden einladen, die Doerfer, wo noch Menschen wohnen, die von Landwirtschaft leben, Haeuser, die zum Teil liebevoll renoviert sind. Er hat nur zwei Nachteile: erstens ist der Weg in umgekehrter Richtung beschrieben und das ist schon ein bisschen eine Herausforderung und zweitens ist das Umschlagfoto ein Winterbild, da geht einer im Schnee herum! Bin ich deshalb nach Italien gefahren?!
Ein Dorf, das beinahe ausgestorben ist, ist Barbagelata. Es hat dafuer eine umso bewegtere Geschichte, es war waehrend des Krieges ein Zentrum des antifaschistischen Widerstandes, ein Rueckzugsgebiet der Partisanen. Es gibt ungefaehr gleich viele Gedenktafeln an Menschen die von den Nazis ermordet wurden, wie es Haeuser gibt und obwohl das Dorf fast ausgestorben ist, sind die Gedenkstaetten alle mit frischen Blumen geschmueckt. Ich sehe dann ein Plakat, dass am Sonntag davor eine grosse Gedenkfeier war, daher also der frische Schmuck. Und mir faellt ein, dass im Persmannhaus eine Woche davor eine Gedenkfeier stattgefunden hat. Und jetzt raetsle ich natuerlich, ob das Zufall ist, oder ob es so etwas wie einen internationalen Partisanengedenktag gibt. Vielleicht kann mich jemand aufklaeren?
Noch ein Hinweis für die, die es interessiert – zum Persman-Museum im letzten Bericht gibt es jetzt den Link.
Und die Wege, auf denen ich an diesem Tag unterwegs bin, waren auch Partisanenwege – und vielleicht – tanti anni fa – auch die Wege der Salzschmuggler. Unterwegs sehe ich schon von weitem eine sehr offiziell und gewichtig aussehende Tafel, sie blitzt silbern, blank poliert in der Sonne und traegt drei bunte, beeindruckende Wappen.
Es ist aber nicht etwa eine Erlass von Koenig Silvio I., dass die ersten 3 Wildsschweine jeder Treibjagd ihm zu ueberlassen sind. Nein, es ist eine Gedenktafel der beiden alpinen Vereine, die den Weg betreuen an die Partisanen, es scheint, dass sich hier zwei Partisanenwege kreuzten. Ja, sie neigen halt ein bisschen zur Dramatik die Italiener ;-).
Gestern war ich auf dem hoechsten Punkt meiner Wanderung angelangt, habe dann auch noch einen Gipfel erklommen – die Nacht davor habe ich auf der Schutzhuette geschlafen, weil ich in 15oo m Hoehe nicht zelten wollte. Aber in den letzten Tagen ist mir auch klar geworden: ich will runter, ich habe das Beduerfnis nach Ernaehrungssouveraenitaet und das Beduerfnis, nicht zu frieren. An dem Pass, der Endpunkt der gestrigen Etappe war ist eine Bushaltestelle und der Bus faehrt nach Chiavari, ans Meer. Und da bin ich seit gestern abend und beide Beduerfnisse werden hier erfuellt.
Und ja, es war wirklich das Wort Ernaehrungssouveraenitaeit, das mir in den Sinn kam, als die Frage „Wo ist das naechste Lebensmittelgeschaeft?“ begann, alle anderen Wuensche und Beduerfnisse in den Schatten zu stellen. Natuerlich war ich nicht vom Verhungern bedroht, aber ich fuehlte mich in meinen Entscheidungsmoeglichkeiten schon sehr eingeschraenkt und ich war dann auch gezwungen, immer wieder mal im Gasthaus zu essen, was wieder nicht gut fuer meine Brieftasche war, weil die Preise da anscheinend proportional zu den Hoehenmetern steigen. Und ich hab ja immer gesagt, Ernaehrungssouveraenitaet koenne es ja wohl nur fuer Gruppen oder Regionen geben und nicht fuer Individuen, weil die muessten ja dann alles, was sie zum Essen brauchen selbst herstellen und das scheint mir kein wuenschenswerter Zustand zu sein. Jetzt habe ich bemerkt: Ernaehrungssouveraenitaet kann man sehr wohl als Einzelperson besitzen (dann merkt man es aber meist nicht) oder eben vermissen, es haengt aber natuerlich von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ab. Und um einmal anzufangen, den Begriff mit Inhalten zu fuellen: ich denke, dass in den reichen Industrielaendern der Erhalt und die Sicherstellung der Nahversorgung eine zentrale Rolle spielen. Und ich glaube, dass das auch mit solidarischer Oekonomie zusammenhaengt. Ich denke mehr und mehr, dass die Produkte von solidarischer Oekonomie weniger einzelne Waren, Gueter, Dienstleistungen sein sollten, sondern eher solche umfassenderen Ziele wie eben Sicherung der Nahversorgung. Und der Produktionsmodus der einzelnen Gueter ist dabei vielleicht zweitrangig. Da koennen z.B. Handelsketten genau so eine Rolle dabei uebernehmen, wie Hoflaeden oder Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaften.
Chiavari ist eine ziemlich grosse Stadt und eigentlich hatte ich gestern vor, mit dem Zug noch ein Stueck weiter zu fahren, in eine idyllischere Gegend. Aber die Bahnbediensteten streikten, es fuhren nur wenige Zuege. Also ging ich in die Bar am Bahnhof und fragte, ob es hier einen Campingplatz gibt. Und es gibt einen, am Ortsrand, 1 km vom Bahnhof – das schaffe ich auch noch. Meine Zeltnachbarn sind Suedtiroler, sie erzaehlen, dass sie lange mit dem Auto gesucht haben und dass es weitum keinen anderen Campingplatz gibt. Was fuer ein Glueck, dass die Bahnbediensteten gestreikt haben!
Es tut gut, wieder deutsch reden zu koennen. Die ganze Zeit, habe ich keinen einzigen Touristen getroffen (nicht, dass es mir leid taete!) und waehrend der Woche auf dem Wanderweg sowieso keinen Menschen. Nur am Wochenende, rund um die Schutzhuette, da waren doch einige Menschen unterwegs, auch viele Pilzsammler – mit Bewilligung nehme ich an.
Und wir haben auch gleich eine Waschkooperative begruendet. Ich hab einen Jeton gekauft, von ihnen kam das Waschmittel und gemeinsam haben wir auch die 7kg-Trommel der Wachmaschine auf dem Campingplatz voll gebracht.
Morgen werde ich in die Cinque Terre fahren (und dabei im Geiste Judith an der Hand nehmen). Wenn ich schon in der Gegend unterwegs bin, moechte ich doch auch etwas davon sehen. Und uebermorgen gehe ich dann wieder los. Die letzten Etappen in umgekehrter Richtung – damit der Fuehrer stimmt und weil die langen Abstiege fuer meine Knie ganz schlecht sind.
Ich hab es bis jetzt nicht geschafft, meine Fotos von der Kamera runterzuladen – werden sobald als moeglich nachgeliefert.
A poco!
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Hi! Bushaltestellen als Trockenraum sind uns auch geläufig, seit Norge im Spätfrühjahr 07. Toll, dein Bericht und dein Weg sowieso.
Was du über sichere Nahversorgung schreibst, hat nicht nur Konsequenzen, wie unterversorgte ältere Leute oder mehr Autoverkehr, sondern auch ökonomische für Landgemeinden, die zwar den Müll verräumen dürfen, nicht aber die Steuern erhalten. Letztlich, wenn du auch als Dorf- oder Kleinstadt/Innenstadt-bewohner ohnehin fahren mußt, um deine Bedürfnisse zu decken,steht einer (noch) weitergehenden Zersiedlung der Landschaft nichts mehr entgegen. Kiga und Schule macht der „Gratis“bus, Alte ins Heim, .. brave new world.
Wenn du dann aus dem Flieger auf die z.B. Südsteiermark schaust, hast du den Fleckerlteppich da. Kaum noch geschlossene Naturräume, Wildökologie ade. Dadurch wieder vermehrte Notwendigkeit zum Pestizideinsatz, etc.etc. ad inf.
Aber: meine Kinder wünschen sich auch ein Haus im Grünen. Irgendwie ist das nur durch persönliche Entscheidungsfreiheit wohl auch nicht lösbar.
Wie weit Italien zersiedelt ist, muß ich einmal mit Google Earth schauen.
Vielleicht siehst du von der Alta Via runter?
Alles Gute weiterhin. Wolfram u. Maria
Dort wo ich bis jetzt war, ist es nicht zersiedelt, die Doerfer sind im Gegenteil sehr dicht beisammen, dazwischen ist viel unberuehrte Gegend. Aber vielleicht ist das ja am Appennin anders, ich werde es ja sehen.
Was du ueber die Nahversorgung schreibst, stimmt natuerlich, es geht nicht nur ums Einkaufen, sondern auch um Schule, Altenbetreuung, usw. Und das ist sicher auch ein Grund, warum die Leute weggehen.
Hallo Brigitte,
ich wollte nur sagen, ich hab heuer erstmals Besuch von einem Wildschwein bekommen, an meinem letzten Rastplatz in Schweden. Sehr ängstigend. Erst kam es aus dem Busch und schnaubte mein Zelt an. Nach zwei Stunden traute ich mich wieder ins Zelt, dann hab ich es gleich weider gehört um das Zelt herumgehen. Dann hab ich mich nicht mehr ins Zelt getraut und in einem Holzverschlag mit einem Besen bewaffnet übernachtet (von Schlafen kann keine Rede sein).
Es hat eh nichts gemacht, aber auch wenn es nur spielen wollte, war mir das zu gefährlich.
Nachdem ich heuer nicht im Norden war (von Schweden), sondern mehr oder weniger im Umland von Stockholm, hab ich auch das erste Mal erlebt, wie schwierig das mit dem Trinkwasser ist. Ich war oft so ausgetrocknet und hab da gespart, obwohl es heiß war, hab Wasser getrunken, von dem mir nicht klar war, ob es gesund ist. Fürchterlich. Ich kauf mir jetzt einen Wasserfilter.
lg
Manuela
liebe brigitte, ach, du weisst ja gar nicht, welche erinnerungen beim lesen deiner einträge aufsteigen. habe ich doch zweimal drei wochen auf dem GTA im piemont verbracht. lauter schöne…
ja nun, schön, wie du die wanderung genießt. wir kamen damals auch nur alle drei tage zu einem laden, mehr gabs nicht mehr, und in denen gabs eher junkfood als brauchbares.
ich verbringe heuer nach einer umfassenden generalsanierung meiner wohnung
den sommer in kaisersdorf, ganz pomali und sehr glücklich.
wünsch dir weitere schöne wege und wunderbare begegnungen mit den bergitalienerInnen. die sind super menschen, während mir die meer- italienerInnen eher nicht liegen.
erna
Na, dann bin ich ja froh, dass sie sich mir nicht gezeigt haben!